12. Oberbayerischer Bibliothekstag unter dem Motto "Stadt. Land. Bibliothek."

Am 03.07.2023 fand in der Gemeindebibliothek Neufahrn bei Freising zum zwölften Mal der Oberbayerische Bibliothekstag statt.

Ankündigung 12. Oberbayerischer Bibliothekstag / © Julia Binder, Foto: © Gemeindebibliothek Neufahrn

Ankündigung 12. Oberbayerischer Bibliothekstag / © Julia Binder, Foto: © Gemeindebibliothek Neufahrn

Ragna Körby: "Öffentliche Bibliotheken als Bausteine der Stadtentwicklung" / © Marco Piras

Ragna Körby: "Öffentliche Bibliotheken als Bausteine der Stadtentwicklung" / © Marco Piras

André Keßler: "Stadtentwicklung aktiv prägen – die Mediathek Herzberg und das Gravitatonsgesetz" / © Marco Piras

André Keßler: "Stadtentwicklung aktiv prägen – die Mediathek Herzberg und das Gravitationsgesetz" / © Marco Piras

Neufahrns Bürgermeister Herr Heilmeier begrüßte mit einführenden Worten die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Erfreulicherweise waren neben den Mitarbeitenden aus oberbayerischen Bibliotheken auch Entscheidungsträger aus Kommunalverwaltungen vor Ort. Ein lebendiger Film, der vor einiger Zeit zusammen mit der Bibliotheksleiterin Frau Reidel entstand, verdeutlichte den Stellenwert der Bibliothek in der Gemeinde. Bei dem virtuellen Rundgang gewährte Frau Reidel einen Einblick in die vielfach ausgezeichnete Gemeindebibliothek Neufahrn und deren Angebote.

Im Eröffnungsvortrag verdeutlichte Diplom-Ingenieurin Ragna Körby, welche Vorteile „Öffentliche Bibliotheken als Bausteine der Stadtentwicklung“ bieten. Ragna Körby erforscht im Rahmen ihrer Promotion an der RPTU Kaiserslautern-Landau die Wichtigkeit von Bibliotheken bei der Stadtplanung als belebende Elemente der Innenstädte. Als konsumfreie Orte mit Aufenthaltsqualität  können Bibliotheken als „Dritte Orte“ fungieren und einen Gegenpol zu der üblichen konsumorientierten Struktur der Stadtmitten schaffen.
So wundert es nicht, dass sich in einer aktuellen Bevölkerungsbefragung zum Baukulturbericht 91% der Befragten eine Bibliothek als zusätzliches Angebot in der Innenstadt wünschen. Als Best Practice-Beispiele stellte Ragna Körby die Bücherei Gundelsheim, die Stadtbibliothek Rottenburg am Neckar sowie die Öffentliche Bibliothek Herning in Dänemark vor. Grundsätzlich plädierte sie für eine Umnutzung von leer stehenden Bestandsgebäuden, gerade in den Innenstädten, z.B. ehemalige Postgebäude, Kaufhäuser oder Bankfilialen. Die frequenzbringenden Bibliothekseinrichtungen können, gerade in Kombination mit Wohnraum in der Umgebung, dem Innenstadtsterben aktiv entgegenwirken.

Im Anschluss traf sich der Bibliotheksverband Oberbayern e.V. zur jährlichen Mitgliederversammlung.

Nach dem Mittagsimbiss berichtete André Keßler, Leiter der Mediathek Herzberg, in seinem lebhaften und humorvollen Vortrag über die Entwicklung seiner Bibliothek zu einer modernen Mediathek, welche das Stadtleben maßgeblich prägt. Durch viel Engagement und Kooperation mit anderen Einrichtungen seiner Gegend konnte er die Wirkmächtigkeit der Mediathek steigern und so seinen Anliegen bei den Entscheidungsträgern deutlich Nachdruck verleihen. In seinem Vortrag „Stadtentwicklung aktiv prägen – die Mediathek Herzberg und das Gravitationsgesetz“ appelliert er, sich in der eigenen Gemeinde bestmöglich zu vernetzen, als verlässlicher Partner aufzutreten und seine Anziehungskraft  zu steigern. Dazu ist es nötig, die Arbeit an den Büchern zu reduzieren und den Fokus auf die Vermittlungsangebote zu legen. O-Ton: "statt eigenhändigem Foliieren lieber Kinder glücklich machen".

Im Abschlussvortrag stellten Petra Lausecker und Susanne Delp aus der Stadtbibliothek Rosenheim ihre Erfolge mit dem Projekt „StadtLeben“, gefördert durch die Bundeskulturstiftung im Rahmen von „Hochdrei - Stadtbibliotheken verändern“, vor. Für die Neugestaltung des Platzes vor der Bibliothek konnte das Team die TH Rosenheim als Kooperationspartner gewinnen. Der vorher so trostlose Salzstadel-Platz wurde mit Leben gefüllt. In Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei und der Technischen Hochschule Rosenheim wurde nicht nur der Boden mit einem hellgrünen Muster versehen, sondern es wurden auch Hochbeete mit integrierten Sitzplätzen konzipiert und gefertigt, die zum Verweilen einladen. Die Hochbeete werden von Schulklassen und Anwohnenden  beackert, sodass die Ernte, z.B. bei Events gemeinsam verarbeitet werden kann. Ein vielfältiges Rahmenprogramm mit verschiedensten Kooperationspartnern lockt zahlreiche Interessierte auf den Platz. Von einem Death Café über Tanzkurse bis hin zum Malmobil und Feierabendmusik war vieles geboten.

Abgerundet wurde der informative, kurzweilige und spannende Tag mit einer Führung durch die Gemeindebibliothek Neufahrn.

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