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40. Erlanger Poetenfest mit Hygiene-Konzept - Solidarität zwischen Schreibenden und Lesenden

Die Veranstaltungen fanden vom 27. bis 30.08.2020 für meist jeweils 100 Personen und fast ausschließlich unter freiem Himmel statt.

Logo 40. Erlanger Poetenfest

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Erlanger Poetenfest / © Georg Pöhlein, 2020

Erlanger Poetenfest / © Georg Pöhlein, 2020

Die aktuelle Literatur wurde an zahlreichen über das Stadtgebiet verteilten kleinen Orten im Freien vorgestellt. Unter dem Motto "Zäsur 2020 - Die Welt im Wandel" beleuchtete eine elfteilige Gesprächsreihe Themen, die durch die Corona-Pandemie besonders in den Fokus oder Hintergrund gerückt sind. Eine besondere Rolle spielte die grafische Literatur. Eine mehrteilige Installation im öffentlichen Raum beleuchtete Krisen der Welt und die Situation der Flüchtlingslager. Von Katastrophen, Umbrüchen und Neuanfängen erzählten fünfzig Textfahnen.

Im strömenden Regen ging am Sonntag, 30. August, das 40. Erlanger Poetenfest zu Ende - eine Jubiläumsausgabe, die schon wegen der Corona-Pandemie unter besonderen Vorzeichen stattfand. Die aktuelle Literatur wurde in diesem Jahr, nicht wie sonst üblich, im Erlanger Schlossgarten, sondern an zahlreichen über das Stadtgebiet verteilten kleinen Veranstaltungsorten unter freiem Himmel vorgestellt. Marcel Beyer, Birgit Birnbacher, Daniela Danz, Valerie Fritsch, Dorothea Grünzweig, Verena Güntner, Anna Katharina Hahn, Monika Helfer, Thilo Krause, Christoph Peters, Marion Poschmann, Leif Randt, Ulrike Almut Sandig, Andreas Schäfer, Peter Stamm, Heinrich Steinfest, Anne Weber, Iris Wolff und Nell Zink lasen in der Regel jeweils zweimal an verschiedenen Orten eine halbe Stunde aus ihren Neuerscheinungen und führten anschließend mit verschiedenen Poetenfest-Moderator*innen  Gespräche.

Aufgrund des sehr vorsichtigen Hygiene- und Infektionsschutz-Konzepts des 40. Erlanger Poetenfests - alle 100 Mitarbeiter*innen hatten sich zwei Tage vor Festivalbeginn einem Corona-Test unterzogen - fanden die Veranstaltungen vom 27. bis 30. August 2020 überwiegend für nur jeweils 100 Personen und fast ausschließlich unter freiem Himmel statt. Letzteres stellte die Autor*innen sowie das Publikum vor allem am abschließenden Festivalsonntag auf eine harte Probe. Aber selbst sintflutartige Niederschläge, herbstliche Temperaturen und ein zwölfstündiger Dauerregen hielt die Besucher*innen nicht davon ab, an den Lesungen und Gesprächen teilzunehmen, was von den Gästen und vom veranstaltenden Kulturamt als ein bemerkenswertes Zeichen der Solidarität gewertet wurde. So konnten unter mehrfach erschwerten Bedingungen dennoch rund 7 000 Besucher*innen gezählt werden - mehr als halb so viel wie bei einem "normalen" Poetenfest, womit das Festivalteam sehr zufrieden ist.

Unter dem Motto "Zäsur 2020 - Die Welt im Wandel" beleuchtete eine elfteilige Gesprächsreihe Themen, die durch die Corona-Krise besonders in den Fokus oder in den Hintergrund getreten sind: Freiheit und Individualität, Rechtsstaat und Demokratie, wirtschaftliche Entwicklungen, Europa, Lagerbildungen in den USA und bei uns, Ausgrenzung, Rassismus, Familie und Gesellschaft, Sprache und Identität, Heimat ...

Nachdem der ebenfalls vom Kulturamt der Stadt Erlangen organisierte Internationale Comic-Salon in diesem Jahr abgesagt werden musste, spielte die grafische Literatur eine besonders wichtige Rolle: Im Kulturzentrum E-Werk fand zwei Tage lang ein "Kinder lieben Comics! - Poetenfest-Spezial" statt, mit Lesungen, Live-Zeichnen und Workshops sowie einer Ausstellung.

Auf der Kulturinsel Wöhrmühle, die in diesem Jahr gemeinsam mit dem Kulturzentrum E-Werk eigens eingerichtet wurde, traten Singer-Songwriter und Poetry-Slammer an, die Sängerin Dota und ihre Band begeisterten mit ihrem Mascha Kaléko-Programm und Bayern 2 übertrug die Nacht der Poesie und das Büchermagazin Diwan live. Denis Scheck und Anne-Dore Krohn feierten 250 Jahre Hölderlin und Nora Gomringer gemeinsam mit Jonas Timm und Philipp Scholz die amerikanische Dichterin Dorothy Parker. In Zusammenarbeit mit den Erlanger Lamm-Lichtspielen wurde darüber hinaus eine Reihe von Literaturverfilmungen gezeigt.

Ungewöhnlich präsent war das Erlanger Poetenfest diesmal im öffentlichen Raum: Der Kriegsfotograf Wolf Böwig richtete seinen Blick mit einer über die Innenstadt verteilten Installation auf die Krisen der Welt und die Flüchtlingslager an den europäischen Außengrenzen. Die Gesprächsreihe "Zäsur 2020" fand ihre Fortsetzung in einer Kampagne auf Großplakatwänden, zu der Gestalter*innen eingeladen wurden. Von Katastrophen, Umbrüchen und Neuanfängen erzählten fünfzig Textfahnen in der Innenstadt und überall im Stadtgebiet konnte man vier Tage lang den Stimmen aus 40 Jahren Poetenfest lauschen.

Das Kulturamt der Stadt Erlangen wollte mit der Durchführung des 40. Erlanger Poetenfests ein Zeichen setzen, dass auch unter Pandemie-Bedingungen persönliche Begegnungen und geistiger Austausch möglich sind. Zahlreiche Veranstaltungen des 40. Erlanger Poetenfests wurden dennoch aufgezeichnet und werden in Kürze für drei Monate auf der Website des Festivals nachzuhören sein.
Das Erlanger Poetenfest wird aus Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.

Weitere Informationen: www.poetenfest-erlangen.de

Veranstalter
Stadt Erlangen – Kulturamt
Abteilung Festivals und Programme
Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen – Deutschland
Tel. +49 (0)9131 86-1408
E-Mail: info@poetenfest-erlangen.de

 

 

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