Agenda 2030 in Bibliotheken: Nachhaltige Taschen sind das Gebot der Stunde

Wegen des Verbotes von Standard-Plastiktüten ab 1.1.2022 ist Kreativität gefragt. In vielen Bibliotheken gibt es tolle Alternativen.

Mehrwegtasche im Einsatz / © Gisela Schlange-Schäfer

Mehrwegtasche im Einsatz / © Gisela Schlange-Schäfer

© United Nations - www.un.org/sustainabledevelopment

© United Nations - www.un.org/sustainabledevelopment

Beispiele aus bayerischen Bibliotheken

Schon lange haben Stoffbeutel in Bibliotheken Einzug gehalten und bieten einen Ersatz für die Plastiktasche.

Eine sehr schöne Idee ist die Coburger Aktion „Beutelbäume“, bei der sich neben anderen Einrichtungen und Geschäften auch die Stadtbücherei beteiligt:
Wer seinen Einkaufsbeutel vergessen hat, darf sich von sogenannten Beutelbäumen einen Stoffbeutel abnehmen und diesen nutzen. Beim nächsten Besuch wird dieser einfach wieder mitgebracht oder die Besucher*innen hängen noch eine eigene Einkaufstasche mit dazu. So soll ein Taschenkreislauf in der StadtCoburg in Gang gehalten werden.

In Elsenfeld schenkt der Förderverein „Freunde der Gemeindebibliothek Elsenfeld e.V.” schon seit Jahren jedem Leser/ jeder Leserin bei der Neuanmeldung eine rote stabile Stofftragetasche. Ähnlich können sich Bibliotheken die Beutel von einer lokalen Firma sponsern lassen.
Ein Aufdruck dient der Werbung für den Sponsor oder die eigene Bücherei.
Für Besucher*innen, die keine Tasche dabei haben, bietet die Gemeindebibliothek  Elsenfeld Mehrwegtaschen, auch zum Ausleihen an. Eine solche Tasche wird wie ein Buch entliehen, steht mit auf dem Leihfristzettel und wird samt Medien wieder abgegeben.
So sagt das Bibliotheksteam der Wegwerfmentalität den Kampf an und schützt trotzdem die Medien vor Verschmutzung und Beschädigung durch unsachgemäßen Transport. Geht die Tasche verloren, wird eine Gebühr von 5 Euro verlangt.
Nachricht auf OeBiB

In der Stadtbibliothek Aschaffenburg stellt die Initiative Handarbeit jedes Jahr unter #makemetakeme kostenlose Anleitungen für gehäkelte Einkaufstaschen zur Verfügung. An einem Nachmittag wird gemeinsam gehäkelt. Mitzubringen sind lediglich Wollreste – möglichst Baumwolle und passende Häkelnadeln.

Die Volksbücherei Fürth bietet ebenfalls Stofftaschen zum Leihen (Pfand zwei Euro) oder Kaufen für denselben Betrag an. Die Taschen sind an allen Standorten der Volksbücherei erhältlich und wer mag, darf sie gerne behalten. Ansonsten gibt es bei Rückgabe das Pfand zurück. Zur Auswahl stehen eine Lese-STOFF-Tasche - Tragetasche mit langen Henkeln - oder eine BücherTasche - Turnbeutel aus Bio-Baumwolle. Wer sich kreativ betätigen möchte, kann die Motive der BücherTasche individuell ausmalen.
www.vobue-fuerth.de

In der Stadtbücherei Würzburg können überzählige Stofftaschen in der Bibliothek vorbeigebracht werden, dort werden diese gewaschen und für spontane Transportbedürfnisse von Bibliotheksmedien kostenlos jemand anderem zur Verfügung gestellt.
https://blog-stadtbuecherei-wuerzburg.de/neu-taschenkreislauf-in-der-stadtbuecherei/

2019 feierte die Universitätsbibliothek Würzburg ihr 400-jähriges Jubiläum. Für die vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen wurden zahlreiche gedruckte Werbemittel,  wie z.B. große Stoffbanner und Fahnen eingesetzt.
Rückblickend beschloss das Orga-Team, die Stoffreste nicht einfach in den Müll zu werfen, sondern Taschen daraus anfertigen zu lassen. Die Lebenshilfe für Menschen mit Behinderungen, Bezirk Bruchsal-Bretten e. V., hat zu diesem Zweck fünf verschiedene Varianten genäht und gestaltet: Turnbeutel, große und kleine Einkaufstaschen, sowie große und kleine Tragetaschen aus verschiedenen Materialien, Motiven und Farbkombinationen.
Mit diesem Upcycling-Projekt wollte die Universitätsbibliothek zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen wird gezeigt, wie man Werbemittel nachhaltig weiter nutzen kann, zum anderen erinnern die Taschen an das gelungene Jubiläumsjahr.
www.biblio2030.de/upcycling-aus-werbematerialien-werden-taschen/

Überregionale Ideen

Rheine bewarb sich 2011 um die Förderung  „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums und bekam als eine von wenigen Kommunen den Zuschlag. Dies war Anstoß, in Sachen  Umwelt- und Klimaschutz einiges auf die Beine zu stellen.
Auch die Stadtbibliothek steuerte ein Projekt bei und nahm sich vor, in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzstelle, auf Plastiktaschen zu verzichten. Ziel war es, gemeinsam eine Tasche zu entwickeln, die mehrfach verwendbar ist, aus recyceltem Material besteht, groß genug für Bücher und Spiele ist und gleichzeitig als Werbeträger für „Klimaschutz“ fungiert.
In Rheine werden an den Ausleihstationen Taschen angeboten, die analog zu den Medien verbucht werden können. Nach der Rückgabe in der Bibliothek stehen sie für den nächsten bereit. Denn gemäß dem Prinzip der Nachhaltigkeit, sollte eine solche Tasche tatsächlich häufig genutzt werden.
Seit 2016 wird diese KLIMATASCHE angeboten und entpuppte sich als Erfolgsmodell. 230 Taschen sind im Umlauf und die Taschen halten problemlos 50 Nutzungen stand.
www.biblio2030.de/klimatasche-der-stadtbibliothek-rheine/

Die Idee, den gesamten Biosphärenpark Großes Walsertal (6 Gemeinden) „plastiktaschenfrei“ zu gestalten wurde dank der Walserbibliotheken Wirklichkeit. Geschäfte, Institutionen und Menschen sollten auf Plastiktaschen verzichten und diese durch handgefertigte Stofftaschen aus Altkleidern und Altstoffen ersetzt werden.  Jugendliche waren bei der Projektentwicklung und allen -aktivitäten eingebunden. Die Geschäfte sowie Institutionen verpflichteten sich, keine Plastikbeutel mehr zu verwenden und die Textilbehältnisse wurden in allen Haushalten kostenlos in Umlauf gebracht.
www.biblio2030.de/plastiktaschen-raus-stofftaschen-rein/

Einen ähnlich spannenden Gedanken hatte die Stadtbibliothek Schwäbisch Hall, die aus alten Festzelten individuelle Büchertaschen fertigen ließ. Abwischbar und regenfest sollten sie sein ... und gestaltbar. Der städtische Klimabeaufragte vermittelte den Kontakt zur örtlichen Firma Fairbag, die Mitarbeiter*innen aus dem zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt. Diese stellen aus recyceltem Material Taschen her. Auch die Maße waren rasch gefunden: groß genug für Bilderbücher sollte sie sein, aber auch eine kleine Innentasche für CDs haben. Wichtig war auch, dass die Behältnisse nicht in die Fahrradspeichen geraten. Zum Befestigen dient zudem ein verstellbarer Umhängegurt.
Insgesamt wurden 40 Taschen gefertigt. Auf dem Deckel blieb eine freie, weiße Fläche, die Kinder des städtischen Schul-Ferienprogramms individuell bemalten und mit ihren Vornamen signierten.
Die Taschen werden auf das Leserkonto gebucht und sind wie Bücher vier Wochen ausleihbar, die Leihfrist kann bis zu zweimal verlängert werden. Sie können auch unter dem Namen der jeweiligen jungen Künstler*innen im Bibliothekskatalog recherchiert, ausgeliehen und reserviert werden.
www.biblio2030.de/modell-finja-in-der-stadtbibliothek-schwaebisch-hall/

Die Stadtbibliothek Mannheim betreibt Leseförderung und Umweltschutz mit roten Stofftaschen. 2010 beschloss die Stadtbibliothek  Mannheim jedem Schulanfänger und jeder Schulanfängerin beim ersten Bibliotheksbesuch eine Stofftasche zu schenken, mit der zukünftig das Lesefutter transportiert werden soll. Pro Jahr werden seitdem über 2 000 Taschen verteilt. Diese sind - auch nach Jahren noch - überall in der Stadt im Umlauf.
Diese Stoffbeutel ersetzen Plastiktüten, die früher zum Einsatz kamen, wenn die Kinder mit ihrem ersten Büchereiausweis gleich einen Stapel Medien ausleihen wollten.
www.biblio2030.de/lesetaschen-fuer-schulanfaenger-stadtbibliothek-mannheim/


Haben Sie für Ihre Bibliothek ebenfalls eine einfallsreiche "Taschen-Idee" entwickelt oder planen Sie dies noch? Teilen Sie uns gerne Ihre Projektvorhaben mit!


Weitere Informationen:
Verbot von Standard-Plastiktüten ab 01.01.2022

Biblio2030

Agenda 2030 auf OeBiB.de

 

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