Bayerischer Bibliothekspreis 2024 - Einladung zum Hören, Lesen, Sehen und für innovative Blicke in die Zukunft

Die Stadtbücherei Würzburg wurde mit dem Hauptpreis, die Stadtbücherei Marktoberdorf mit dem Sonderpreis ausgezeichnet.

Martha Maucher, Leiterin der Würzburger Stadtbücherei, nimmt von Dr. Rolf-Dieter Jungk (Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst) den Bayerischen Bibliothekspreis 2024 entgegen / © Claudia Lother

Martha Maucher, Leiterin der Würzburger Stadtbücherei, nimmt von Dr. Rolf-Dieter Jungk (Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst) den Bayerischen Bibliothekspreis 2024 entgegen / © Claudia Lother

Bayerischer Bibliothekspreis - der Hauptpreis geht an das Team der Stadtbücherei Würzburg / © Claudia Lother

Bayerischer Bibliothekspreis - der Hauptpreis geht an das Team der Stadtbücherei Würzburg / © Claudia Lother

Bayerischer Bibliothekspreis - Sonderpreis für das Team der Stadtbücherei Marktoberdorf / © Claudia Lother

Bayerischer Bibliothekspreis - Sonderpreis für das Team der Stadtbücherei Marktoberdorf / © Claudia Lother

v.li. Ute Palmer, Andreas Mittrowann, Sabine Guhl / © Claudia Lother

v.li.: Ute Palmer, Andreas Mittrowann, Sabine Guhl / © Claudia Lother

Inspiration, Fantasie, Innovation, Begegnung, Integration: Moderne öffentliche Bibliotheken sind schon lange nicht mehr nur Bücherregale, in denen schweigend gelesen werden darf. Sie sind "Orte des Lernens und sichern Chancengleichheit, Orte der Begegnung und soziale Netzwerke, Orte der Demokratie, denn Bildung schützt vor Fake News. Sie atmen Geschichten und machen die Zukunft erlebbar und öffnen sich immer weiter in die Gesellschaft als integrativer, sozialer Raum", mit dieser Zusammenfassung leitete Dr. Rolf-Dieter Jungk, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, die Verleihung des Bayerischen Bibliothekspreises 2024 in Würzburg ein. Im Mozart-Areal wurden sowohl der Hauptpreis an die Stadtbücherei Würzburg als auch der Sonderpreis an die Stadtbücherei Marktoberdorf vergeben.

"Die beste Definition von Heimat, das ist eine Bibliothek", zitierte Jungk den Schriftsteller Elias Canetti und betonte damit den bedeutenden Beitrag einer Stadtbücherei im öffentlichen Leben. Der Bayerische Bibliothekspreis sei Ansporn und zeichne nationale, gar internationale Vorbilder aus. Dass Würzburg seinen Bibliotheksentwicklungsplan hervorragend umgesetzt, mit der Stadtteilbücherei am Hubland neue Maßstäbe bei der Umgestaltung zu einem öffentlichen Wohnzimmer gesetzt habe und digitale Mitgestaltung für alle ermögliche, verdiene den Hauptpreis.

Dieser Meinung war auch die achtköpfige Jury, in der u.a. der Bayerische Bibliotheksverband e. V. (BBV), die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen sowie weitere Bibliotheken vertreten sind. Die Jury schickte zur Verleihung Sabine Guhl (Geschäftsführerin des BBV) und Ute Palmer (Leiterin der Landesfachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen an der Bayerischen Staatsbibliothek München) nach Würzburg. "HÖRT, HÖRT - wir zeichnen heute aus" - so tauschten sich beide im Gespräch mit Andreas Mittrowann (Agentur "nachvorndenken / Die Strategieberatung") aus, bei dem die Moderation der Veranstaltung lag.

"Uns hat in Würzburg die kontinuierliche Weiterentwicklung seit Verleihung des Deutschen Bibliothekspreises 2003 beeindruckt, allein dies ist eine große Leistung. Die Stadtteilbibliothek am Hubland muss man gesehen haben. Wie hier Identifikation geschaffen wurde, lässt uns gespannt auf Versbach blicken, wo ebenfalls ein Dritter Ort entstehen soll." Dass Würzburg auch mit der künftigen Stadtteilbücherei Versbach erneut einen Schritt voraus sei und dort der soziale Bereich immer mehr an Bedeutung gewinne, sei ein Vorbild für alle anderen, fügte Sabine Guhl hinzu.

Während die Stadtbücherei Marktoberdorf den Sonderpreis dafür erhalten habe, die alte Bibliothek neu konzipiert und in ein öffentliches Wohnzimmer verwandelt zu haben, wurde Würzburg mit dem Hauptpreis für den "Paradigmenwechsel von Bibliotheken zu integrativen Orten des sozialen Miteinanders" ausgezeichnet. "Wir hoffen, dass diese Strahlkraft, die von Würzburg ausgeht, auch andere Stadtbüchereien ansteckt", so Palmer weiter.

„SEHT, SEHT – wir werden ausgezeichnet“ – so hatten die prämierten Bibliotheken zudem Gelegenheit, sich in kurzen Filmen und Statements selbst vorzustellen und ihre Einrichtungen jeweils aus ihrer Perspektive zu präsentieren.

In Marktoberdorf wurde die über dreißig Jahre alte Bibliothek im Zuge der Gebäudesanierung des Rathauses komplett umgestaltet. Man habe behutsam Altes und Neues miteinander verbunden und so einen einladenden Raum für alle Bürgerinnen und Bürger geschaffen. Besonders das Lesecafé, aber auch die übrigen neu gestalteten Bereiche wie etwa der Makerspace machbarMOD tragen dazu bei, dass die Stadtbücherei innerhalb kurzer Zeit zu einem wirklichen Treffpunkt und Begegnungsort geworden sei.

Würzburgs Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg freute sich gemeinsam mit Martha Maucher, der Leiterin der Stadtbücherei, ihrer Vorgängerin Anja Flicker, zahlreichen Stadträtinnen und Stadträten und vor allem mit dem 45-köpfigen Team der Bibliothek über die Auszeichnung: "Liebes Büchereiteam, Sie sammeln also nicht nur Bücher, sondern auch Preise." Auch an Marktoberdorf adressiert, fügte sie hinzu: "Sie zeigen, was möglich ist, wenn Engagement, Kreativität, Visionen und der Mut eines Teams zusammenkommen." Als Bürgermeisterin, Gründungsmitglied des Fördervereins, aber auch als Besucherin der Bücherei würdigte sie das tolle Angebot, vielfältige Veranstaltungen, innovative Projekte: "Unsere Stadtbücherei hat immer die Nase schön weit vorn." Dank ihrer Ausrichtung und Haltung habe sie den Wandel der Bibliotheken in den letzten Jahren aktiv mitgestaltetet und Orte geschaffen, an denen Begegnung, Teilhabe und das soziale Miteinander erfahren und gelebt werden. Orte, die für die Menschen als Anker fungieren, an denen die Menschen nicht nur Wissen finden, sondern auch Gemeinschaft, Orientierung und ein Stück Heimat."

Die sogenannte Gleisübergabe durch den Fachbereich "Inklusiv! Gemeinsam arbeiten" der Mainfränkischen Werkstätten rundete die feierliche Preisverleihung ab. Mit einem symbolischen Stück Straßenbahngleis wurde hierbei die Integration eines behinderten Kollegen ins Team der Stadtbücherei gewürdigt.

Ein "literarischer Happen" durfte natürlich nicht fehlen. AUSErlesen - Johannes Jung vom Autorenkreis Würzburg e. V. las zwei Erzählungen aus dem Buch „Im Sechs-Stunden-Paradies“ (Neuerscheinung Herbst) und brachte damit die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Schmunzeln. Musikalisch umrahmte das Hilaris Quintett der Hochschule für Musik den Festakt. Besonders passend war das letzte Stück, denn der Komponist Donald Draganski war bis zu seiner Pensionierung als professioneller Bibliothekar tätig.
Der Festakt ging nahtlos in ein gut besuchtes und lebendiges Get-together im Foyer des Mozart-Areals über.

Der Bayerische Bibliothekspreis beruht auf einer Kooperation des Kunstministeriums und des Bayerischen Bibliotheksverbandes e. V. (BBV). Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst stellt die Preisgelder zur Verfügung. Der Hauptpreis, dotiert mit 10.000 Euro, wird für ein innovatives Bibliotheksangebot, der Sonderpreis, dotiert mit 5.000 Euro, für einzelne zukunftsweisende Bibliotheksvorhaben vergeben.

Weitere Informationen:

Website des Bayerischen Bibliotheksverbandes e. V. (mit Bibliotheksfilmen)

Pressemitteilung der Stadt Würzburg

Bayerischer Bibliothekspreis auf OeBiB.de

Website des StMWK

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