Bibliotheken sind Zufluchtsorte in der Energiekrise Die Energieversorgung droht ab Herbst schwierig, der Winter in vielerlei Hinsicht – auch gesellschaftlich – ungemütlich zu werden. Sollten wir im Winter, was niemand wünscht, in eine wirklich schwere gesellschaftliche Krise geraten, stehen die Bibliotheken als solidarische öffentliche Orte für die Bevölkerung bereit.
In den vergangenen Tagen wurde vielfach spekuliert, dass den Kommunen aufgrund der steigenden Energiekosten massive Einschnitte bei ihren kommunalen Leistungen drohen. Hier wurden teilweise auch Bibliotheken genannt. Das ist nicht verantwortbar. Der Deutsche Bibliotheksverband e.V.(dbv) fordert daher Bund, Länder und Kommunen auf, Bibliotheken trotz steigender Energiepreise geöffnet zu halten.
Denn gerade jetzt sind die Angebote von Bibliotheken zwingend notwendig. Sie bieten allen Menschen Unterstützung und Räume, auch denen, die ihre Wohnungen nicht ausreichend heizen können. Darauf stellen sich bundesweit alle Bibliotheken gerade ein und bereiten vor, was sie zusätzlich an Logistik und Knowhow anbieten können. Bibliotheken sind Zufluchtsorte in der Krise; sie werden gebraucht, und es nutzt niemandem, sie zu schließen.
Bibliotheken als wichtige Wärme- und Informationsorte
Oberstes Ziel der Bibliotheksträger muss die bestmögliche Ausnutzung der schon überall vorhandenen Bibliotheksinfrastruktur und -räume für die gesellschaftlichen Gruppen sein, die in der Krise auf öffentliche Hilfe angewiesen sind.
Bibliotheken sind stark frequentierte öffentliche Einrichtungen, „Dritte Orte“ in der Stadtgesellschaft und in ländlichen Räumen, sie verfügen in vielen Städten und Gemeinden wohnortsnah über frei zugängliche Gebäude, sie sind niederschwellig zu betreten. Täglich halten sich viele Menschen über einen längeren Zeitraum in Bibliotheken auf, um dort zu lesen, zu lernen, zu arbeiten, zu recherchieren oder sich zu treffen. Studierende haben in ihren Hochschulbibliotheken Orte des Lernens und Arbeitens.
Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen und Infrastruktur für soziale Begegnung und Solidarität. Ihr Betrieb muss unter bestmöglicher Energieeffizienz gesichert werden. Sie können gesellschaftlich wichtige „Wärmeinseln“ bilden.
Bibliotheken können als Kommunikationsplattform agieren, um verschiedene Akteure für Hilfe und Unterstützung und die Hilfesuchenden zusammenzubringen, um so analog wie online Hilfsangebote zu vermitteln. In einer gesellschaftlichen Ausnahmesituation können sie ihre Räumlichkeiten sogar für Hilfsangebote von Vereinen oder Nachbarschaftshilfe anbieten und in Kooperation mit anderen Partnern für heiße Getränke oder Mahlzeiten sorgen.
Bibliotheken bieten seriöse Informationen und Knowhow in der Krise. Ihre diesbezügliche Kompetenz kann zusätzlich eine wichtige Rolle in der Krisenbewältigung spielen. Bibliotheken sind – wie sie zuletzt in der Pandemie bewiesen haben – als Institution ein „Fels in der Brandung“.
Bibliotheken setzen natürlich alle betrieblichen Maßnahmen und Regelungen zur Einsparung von Energie, die ihre jeweiligen Gebäudeträger, Dienstherren und Gesetzgeber beschließen, um. Ihre Beschäftigten tragen aktiv mit sinnhaftem Verhalten zu Einsparungen bei. Der dbv hat dazu eine Liste mit Handlungsempfehlungen zusammengestellt. Große Einsparvolumina ließen sich im Grunde jedoch nur durch Schließtage erzielen. Dies darf nicht das Ziel sein. Stattdessen sollten sich die Bibliotheksträger dazu entscheiden, ihre vorhandenen Infrastrukturen zur Krisenmilderung aktiv zu nutzen.
Kulturgut bewahrende Bibliotheken
Kulturgut bewahrende Bibliotheken müssen unter den Aspekten des Kulturgutschutzes besonders geschützt werden. Sie erarbeiten derzeit Notfallpläne für die Energiekrise (Ausfall von Gas oder teilweiser Blackout von Strom). Für kleinere Einrichtungen werden vorhandene Mindestanforderungen für die Energieversorgung bzw. den Betrieb raumlufttechnischer Anlagen zusammengestellt, die kulturellen Einrichtungen, ihren Trägern und Energieversorgern an die Hand gegeben werden.
Rubrik Energiekrise des dbv (mit Stellungnahme, Checkliste und Handlungsempfehlungen)
Handlungsempfehlungen des dbv für Energiesparmaßnahmen (PDF)
Weitere Informationen:
Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen - EnSikuMaV (Bundesministerium der Justiz)