Dem Beirat gehören Vertreter*innen der Landesverbände, der Sektionen und Kommissionen sowie Vertreter*innen von Bund, Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden, der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie freier Bibliotheksträger an.
Auf seiner Herbstsitzung hat der Beirat des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) am 19. September 2022 folgende Stellungnahme zur aktuellen Energiekrise verabschiedet.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dauert nun schon über ein halbes Jahr an. Den Menschen in der Ukraine gilt weiterhin unsere volle Solidarität.
Dieser Krieg hat Deutschland in eine tiefe Energiekrise gestürzt, die nicht kurzfristig beendet werden kann und – zusammen mit der weiterhin anhaltenden Corona-Pandemie – in 2022/23 zu einem schwierigen Winter für alle führen wird. Oberstes Ziel der Bibliotheksträger muss die bestmögliche Ausnutzung der schon überall vorhandenen Bibliotheksinfrastruktur und - räume für die gesellschaftlichen Gruppen sein, die in der Krise auf öffentliche Hilfe angewiesen sind.
Die Rolle von Bibliotheken in der Krise
Bibliotheken sind stark frequentierte öffentliche Einrichtungen der kulturellen Bildung. Sie sind „Dritte Orte“ in der Stadtgesellschaft und in ländlichen Räumen: In ihnen verweilen täglich viele Menschen, informieren sich, arbeiten, recherchieren oder tauschen sich mit anderen aus. Die kulturellen Bildungsangebote des Bibliotheksbereiches dienen der kulturellen und sozialen Teilhabe, der Förderung von Medienkompetenz und von Sprach- und Lesekompetenzen sowie dem gesellschaftlichen Diskurs. Bibliotheken sind somit wichtige Bildungs-, Kultur- und Aufenthaltsorte für die Gesellschaft, und darüber hinaus auch für die individuelle Bildung. Gerade in Krisenzeiten sind solche gemeinschaftsstiftenden Orte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt essenziell.
Bibliotheken sind auch außerschulische Bildungseinrichtungen, die eine wichtige Funktion für den freie Zugang zu Information und zur Unterstützung bei der Meinungsbildung haben. Sie unterstützen das Erkennen von Fake News und bieten z.B. Literatur zu den Themen Energiesparen und Nachhaltigkeit. Als außerschulische Lernorte kooperieren sie eng mit den örtlichen Kindertagesstätten und Schulen.
Bibliotheken sind bereit, eine temporäre Ausweitung ihrer Angebote und Aufgaben in einer gesellschaftlichen Ausnahmesituation in Absprache mit den Verantwortlichen vor Ort zu übernehmen. Sie können als Treffpunkte für all die Menschen dienen, die von der Krise besonders stark betroffen sind.
Der Deutsche Bibliotheksverband hat auf seiner Webseite entsprechende Handlungsempfehlungen und eine Checkliste für Bibliotheken veröffentlicht.
Eine gemeinsame Anstrengung des Energiesparens
Teil der Lösung für den anstehenden Winter ist eine gemeinsame Anstrengung des Energiesparens. Bibliotheken arbeiten hier aktiv mit: Sie prüfen, welche Energiesparmaßnahmen möglich sind, sie stellen ihren Nutzer*innen Informationen zum Thema zur Verfügung und kooperieren in vielfältiger Weise mit anderen Partnern und Organisationen. Sie schulen ihre Mitarbeiter*innen, setzen gesetzliche Vorgaben selbstverständlich um und handeln kooperativ alle betrieblichen Maßnahmen und Regelungen, wie am besten vorzugehen ist, mit ihren jeweiligen Gebäudeträgern und Dienstherren aus.
Gleichzeitig stehen die Kommunen und Länder unter enormen finanziellen Druck und haben kaum noch finanziellen Spielraum, um die Kostensteigerungen im Energiebereich abzufangen. Energiereduzierende Maßnahmen sind nicht nur aus finanziellen Gründen aktuell kaum umzusetzen. Hinzu kommt, dass es in vielen Bibliotheksgebäuden bereits seit längerem einen erheblichen Sanierungsstau gibt.
Hier wird die Unterstützung des Bundes benötigt. Diese Mittel könnten beispielsweise aus dem „Sonderfonds für Kulturveranstaltungen“ kommen, der bislang nicht voll ausgeschöpft wurde. Dieser Sonderfonds muss jetzt auch für kommunale Einrichtungen geöffnet werden.
Die aktuelle Lage zeigt erneut, dass Bibliotheken für Krisenzeiten besser gerüstet sein müssen. Die seit langem ausstehenden energetischen Maßnahmen müssen nicht nur aufgrund der aktuellen Energiekrise umgesetzt werden, sie sind vor allem ein wichtiger Beitrag zur Lösung der Klimakrise: Denn Energie sparen heißt auch, das Klima zu schützen.
Kontakt:
Barbara Schleihagen, Bundesgeschäftsführerin
Tel.: +49 (0)30 644 98 99-10
E-Mail: dbv@bibliotheksverband.de
Weitere Informationen:
Gemeinsam für die Kultur in der Energiekrise: Funktionsfähigkeit sichern, Energie sparen – Spitzengespräch von Bund, Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden (Pressemitteilung 296, 21.09.2022, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - BPA)
Rubrik Energiekrise des dbv (mit Stellungnahmen, Handlungsempfehlungen und einer Checkliste)
Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen - EnSikuMaV (Bundesministerium der Justiz)