Bibliothekskongress Leipzig: Bibliotheken schufen Freiräume für Meinungsfreiheit und Informationskompetenz

Vom 31.5. bis 2.6.22 befasste sich der 8. Bibliothekskongress Leipzig unter dem Motto #FreiräumeSchaffen mit aktuellen Zukunftsfragen.

Messezentrum Leipzig / © LFS Würzburg

Messezentrum Leipzig / © LFS Würzburg

Am 31.5.2022 wurde der 8. Bibliothekskongress Leipzig unter dem Motto #FreiräumeSchaffen eröffnet. Bis zum 2. Juni befassten sich im Congress Center über 200 Vorträge, Diskussionen und Workshops mit aktuellen Herausforderungen und wichtigen Zukunftsfragen von Bibliotheken. Partnerland war in diesem Jahr die Tschechische Republik. Für den Kongress hatten sich über 2 000 Teilnehmende angemeldet.
Rund 40 Veranstaltungen wurden live gestreamt. Die Streams aus den drei Räumen können noch bis Ende des Jahres 2022 auf der Opade Plattform nachgenutzt werden. Jede teilnehmende Person hat hierfür vorab einen persönlichen Login erhalten.

Eröffnungsveranstaltung am 31. Mai 2022

Eröffnet wurde der europaweit größte Fachkongress der Bibliotheksbranche am 31.5. um 12:00 Uhr im Beisein der Bürgermeisterin und Beigeordneten für Kultur der Stadt Leipzig, Dr. Skadi Jennicke, sowie des Generalsekretärs der Hochschulrektorenkonferenz, Dr. Jens-Peter Gaul. Gemeinsam diskutierten sie mit der Präsidentin des bibliothekarischen Weltverbandes IFLA, Barbara Lison, und dem Direktor des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft in Kiel, Prof. Dr. Klaus Tochtermann, die Frage, was der Freiraum Bibliothek für die Gesellschaft, die Arbeitswelt, die digitale Transformation und für den öffentlichen Raum heute bedeutet.

„Angesichts der dramatischen Entwicklung in der Ukraine ist die Rolle von Bibliotheken als Garanten der Informationsfreiheit und als Orte zivilgesellschaftlicher Teilhabe wichtiger denn je: Bibliotheken schaffen einen Raum für demokratische Meinungsbildung, sie fördern die Partizipation am gesellschaftlichen Dialog und ermöglichen lebenslange Lernprozesse. Ohne die Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen können Bibliotheken diese Aufgaben aber nicht stemmen“, so Dr. Sabine Homilius, Präsidentin des veranstaltenden Dachverbandes Bibliothek & Information Deutschland e.V.

Auszüge aus dem Programm

Am 1. Juni fand das bereits auf OeBiB.de vorgestellte Fachstellenforum in zwei Etappen statt:

  • Darf's ein bisschen mehr sein?: Mehrwerte durch Strategien und Vernetzungen 
  • Nachhaltigkeit ist mehr als nur grün: Von Testlaboren zu Poetryslam

Das zweite Fachstellenforum zeigte die Vielfältigkeit und die Stärken von kleineren und mittleren Bibliotheken im ländlichen Raum auf. In den zwei Blöcken stellten acht Bibliotheken ihre Angebote und Services vor. Moderator*innen waren Angelika Brauns, Büchereizentrale Niedersachsen, Ute Palmer, Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen München und Friederike Sablowski, Büchereizentrale Schleswig-Holstein.

Ein weiteres Podium befasste sich mit dem aktuellen, ebenfalls auf OeBiB vorgestellten Studie „Gesellschaftliche Integration und Begegnung im öffentlichen Raum“, das für Bibliotheken vollkommen neuartige Perspektiven aufzeigt. Hier wurde untersucht, an welchen Alltagsorten Menschen mit verschiedenen Hintergründen, Werten und Überzeugungen aufeinandertreffen und wie sie dort für zivilgesellschaftliche Ansprache empfänglich sind.

Außerdem stellte ein Podium die Frage: "Was bleibt – New Services?"  Die Pandemie hat die Bereitstellung digitaler Angebote massiv beschleunigt. Die Restriktionen haben bei vielen öffentlichen Bibliotheken auch Kreativität geweckt, Bürger*innen trotzdem mit besonderen Dienstleistungen und Medien zu versorgen. In nachpandemischen Zeiten müssen nun Bibliotheken jeder Sparte entscheiden, in welche Richtung sie ihre physischen und digitalen Angebote entwickeln werden. Dabei spielen Aufwand-Nutzen-Abwägungen sowohl für digitale wie auch analoge Angebote eine Rolle.

Erschütternd war der von Kristin Bäßler (dbv, Berlin) moderierte Panel "Ukrainian libraries in wartime". Vier Vertreterinnen vermittelten anhand Ihrer Präsentation und eindrücklichen Bildern die Grauen des Krieges in der Ukraine und die bedrückende Situation vor Ort für die Bibliotheken.

Am 2. Juni ging es um „Neue Arbeitsformen – neue Kultur!“ sowie „Was bleibt – New Work?“ Letztlich wurde auch hier diskutiert, welche pandemiebedingten Veränderungen längerfristig weitergeführt werden sollen.

Beim Top „Bibliotheken - clever und smart“ tauschten sich unter Moderation von Dirk Wissen (BIB Berufsverband, Bundesvorstand, Berlin), die vier bekannten Bibliotheksvertreter*innen Aat Vos (Niederlande), Johannes Neuer (Reutlingen), Rudolf Mumenthaler (Zürich) und Anja Flicker (Essen) darüber aus, welche virtuellen Räume künftig aufgrund der digitalen Entwicklung, ergänzend zum physischen Bibliotheksraum, entstehen könnten - oder auch nicht? Eine Bibliothek 4.0, eine Smart Library, vielleicht sogar etwas ganz anderes?

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am Donnerstag, 2. Juni um 17:00 Uhr wurde der  Publizistenpreises der deutschen Bibliotheken an den Journalisten Marius Elfering verliehen. Ausgezeichnet wurde sein Hörfunk-Feature „Bibliotheken und Bildungschancen. Wie Zugang zu Wissen das Leben verändert“, das am 17.05.2021 auf Deutschlandfunk Kultur gesendet wurde. Die Laudatio hielt Alexander Maier, Journalist der Eßlinger Zeitung und Publizistenpreisträger 2021. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv), dem Berufsverband Bibliothek Information e.V. (BIB) und dem Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare e.V. (VDB) vergeben.

Vorwärts nach weit – ging der Blick voraus zum nächsten 111. Deutschen Bibliothekartag in Hannover (23.-26. Mai 23) im Hannover Congress Centrum (HCC). Noch ist nicht sicher, unter welcher Bezeichnung dieser stattfinden wird, denn derzeit sind Bestrebungen im Gange, einen zeitgemäßeren Namen zu finden.

Weitere Informationen:
Website zum Bibliothekskongress Leipzig
Programm dito
Website zum 111. Bibliothekartag Hannover

 

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