Im Dezember 2013 kommt das örtliche Team der studentischen Hochschulgruppe Enactus Bayreuth e. V. mit einer Idee auf die Stadt Bayreuth zu: die Einrichtung einer inklusiven "Artothek Wechselrahmen" incl. Markteinschätzung, Organisation und Übernahme der rechtlichen und finanziellen Aspekte.
Der Verein sagt lt. Website von sich: Wir sind eine studentische Initiative mit dem Fokus, bedürftigen Menschen unternehmerisch zu helfen. Ziel von uns ist es, einen Beitrag als Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Unser Ansatz bildet eine Symbiose aus unternehmerischem Handeln und sozialem Bewusstsein. Kurz: Social Entrepreneurship.
Die Artothek soll Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit und ohne Handicap enthalten. Damit wird allen gleichberechtigt die Möglichkeit geboten, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, Wertschätzung und Anerkennung zu erlangen und theoretisch sogar eine Verdienstmöglichkeit zu erhalten.
Einer der kreativen Partner der Artothek ist der Verein Rote Katze e. V.
Er unterstützt Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bei der Entdeckung und Entwicklung ihrer kreativen Begabungen.
Der Verein unterhält ein offenes Atelier, veranstaltet Workshops, Kurse und Freizeiten und stellt in Ausstellungen die Werke der Kreativen vor. Sensibler Umgang mit den Künstlerinnen und Künstlern ist durch die Ausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleistet.
Der zweite Kreativpartner ist der Kunstverein Bayreuth e. V. Er existiert seit 1980 und hat ca. 300 Mitglieder. Sein Existenzzweck: das Interesse an Kultur und Kunst nicht nur zu wecken, sondern auch zu fördern sowie die regionale Kunstszene zu unterstützen.
Last but not least sitzt natürlich die Stadtbibliothek im RW21 mit im Boot. Seit Eröffnung der Artothek ist sie für die Abwicklung der Ausleihe, Öffentlichkeits- und Programmarbeit, die Kommunikation der Partner untereinander u.v.m. zuständig.
Die Planungsphase war geprägt von bilateralen Gesprächen zwischen Enactus und den potenziellen Partnern. Jeweils individuell stellte man Überlegungen zur Unterbringung und zur praktischen Umsetzung der Kunstausleihe an.
Anfang 2015 bereits wurden Kosten ermittelt, rechtliche Voraussetzungen, Versicherungsfragen, Ausleihgebühren und Verpackungsmaterial erörtert, Sponsoren mussten gefunden werden.
Die ursprünglich für Februar 2016 terminierte Eröffnung der Artothek wurde immer wieder neu anberaumt, zunächst stand zu wenig Geld bereit und es gab zu viele ungeklärte Fragen.
Erst im April 2016, fast 2 ½ Jahre nach der ersten Vorstellung des Projekts, kamen alle Beteiligten gemeinsam an einem Runden Tisch zusammen. Große Fortschritte gab es ab August: eine Kooperationsvereinbarung wurde unterzeichnet, eine Rahmenbauerin gefunden, die Homepage erstellt und ein Flyer gedruckt.
Bis Dezember 2016 konnte Enactus auch die Finanzierung sicherstellen: die Einwerbung von Sponsorengeldern erbrachte stolze 5 500 Euro. Alle Restarbeiten wurden nun schnell erledigt, so dass die Eröffnung der Artothek incl. Vernissage durch die Oberbürgermeisterin im Februar 2017 bei großem Interesse von Öffentlichkeit und Medien stattfand.
Einige Punkte waren nach wie vor ungeregelt:
- Erst Juli 2017 trat die neue Bibliotheks- und Gebührensatzung mit Detailregeln und Gebühren zur Kunstausleihe in Kraft
- Eine Kaufmöglichkeit gehört zum Gesamtkonzept der Artothek (Förderung der regionalen Kunst und Erwerbsmöglichkeit), allerdings gestaltet sich das Procedere etwas umständlich.
- Die komplizierte Versicherungsfrage war lange ungeklärt, aktuell ist die Versicherung der im Haus ausgestellten und deponierten Kunstwerke zu 100% gewährleistet. Für die entliehenen Werke erfolgt immerhin ein Versicherungsschutz in Höhe von 75% des Werts.
Seit Ende 2017 findet ein regelmäßiges Begleitprogramm zur Artothek mit „Kunstcafé” und „Kunstwerkstatt” bei ca. einer Veranstaltung pro Monat statt. Dieses setzt sich bisher zusammen aus Vorträgen, Kunstgesprächen und Workshops und soll die Aufmerksamkeit für die Artothek verstärken.
Am 1. Februar 2018 vollendete die inklusive Artothek Bayreuth ihr erstes Lebensjahr. 51 Entleihungen im Jahr 2017 und 5 Verkäufe bei einem Bestand von 117 Kunstwerken sind eine Bilanz, die sich für den Anfang sehen lassen kann. Voller Spannung blicken wir auf die Zukunft unserer inklusiven Artothek. Eine Weiterentwicklung des Anteils an Werken von Künstlern mit Handicap ist jedenfalls in Planung.