Fachtagung Netzwerk Bibliothek in Nürnberg: #Einfachdigital anfangen

Am 13.05.2019 hat der dbv gemeinsam mit den Fachstellen von Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen sowie der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg die 4. Fachtagung "Einfach digital!" angeboten. Dabei haben süddeutsche Bibliotheken aus Straubing, Reutlingen, Jena, Penzberg und Grenzach-Wyhlen ihre Praxisbeispiele präsentiert und mit den Teilnehmenden diskutiert. Hinzu kam ein Markt der Möglichkeiten mit verschiedenen Initiativen.

Sträter und Pfinder / © LFS

V.l.: Elisabeth Sträter, Direktorin SB Nürnberg, Julia Pfinder, Moderatorin

Harling / © LFS

Bettina Harling, Expertin von Netzwerk Bibliothek, Mannheim

Abschlussrunde / © LFS

Abschlussrunde World-Café

Am 13. Mai 2019 hat der Deutsche Bibliotheksverband  e.V. (dbv) gemeinsam mit den Landesfachstellen für öffentliche Bibliotheken von Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen sowie der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg die vierte große Fachtagung „Einfach digital!” angeboten. Diese Veranstaltung „Süd” bildete den Abschluss einer Reihe im gesamten Bundesgebiet (Nord: Hamburg, West: Köln, Ost: Leipzig) und fand im Bildungszentrum des Bildungscampus Nürnberg statt.
Insgesamt waren rund 115 Personen angemeldet, meist aus Bibliotheken kleinerer und mittlerer Größenordnung.

Eröffnung

Durch das Programm des Tages führte Julia Pfinder, Organisationsberaterin und Beteiligungsmoderatorin (IHK). "Wir müssen alle viel dazulernen" und ein solcher Fachaustausch  ermögliche, sich gegenseitig Mut zu machen, von ersten Schritten und kleinen Erfolgen zu berichten, so startete sie um 11 Uhr.
"Heute freue ich mich auf Austausch und Kommunikation" leitete Elisabeth Sträter, Direktorin der Stadtbibliothek Nürnberg, über und wünschte den Bibliotheken, dass diese abends das Fazit ziehen: "ich habe etwas mitgenommen, kann bestimmte Formate in meiner kleinen Bibliothek sofort anwenden, ohne großen personellen und finanziellen Aufwand".

Bettina Harling, Leiterin der Bibliothekspädagogik der Stadtbibliothek Mannheim, betonte in ihrem Grußwort als eine der vier Experten der Kampagne Netzwerk Bibliothek, die Notwendigkeit, Kooperationen und Netzwerke zu bilden. Bibliotheken sollten sich als außerschulische Bildungsorte unentbehrlich machen und dabei analoge wie digitale Angebote zusammenbringen.
Herzstück in Mannheim ist die rote elektrische Ape, ein mobiles Bibliothekslabor, mit dem Schulen, Kindertagesstätten und Stadtteilfeste angefahren und kleine Werkstätten durchgeführt werden. Frau Harling hatte dieses Anschauungsstück im Hof des Bildungszentrums zur Besichtigung aufstellen lassen.

Die Keynote sprach Christian Schwägerl, Vorstand der RiffReporter, für den die Bibliothek seiner Kindheit in Weiden in der Oberpfalz prägend war, und warf einen Blick von außen auf die Rolle der Bibliotheken in Zeiten der Digitalisierung. Das World Wide Web führe u.a. zur Verbreitung von Falschinformationen und trage zur Polarisierung der Gesellschaft und Vereinzelung bei. Hierauf lieferten die Bibliotheken als Orte für unterschiedliche Alters- und Interessengruppen sehr konstruktive Antworten. Diese ermöglichten Teilhabe, Selbermachen und böten – wie Journalisten – verlässliches Wissen.
Als Beispiel für die gemeinsame Aktivität von Journalisten und Bibliotheken nannte er eine Kollegin, die ihren Schreibtisch für eine Woche lang in die Hamburger Bücherhallen verlegt hatte und mit den Zuhörenden in Dialog trat.

Best-Practice-Bibliotheken

Sonja Fischer, Mitarbeiterin der Stadtbibliothek Straubing (ca. 48 000 Einwohner, 2018 ca. 550 Veranstaltungen mit vielen Klassenführungen) präsentierte ihre digital-analoge Arbeit mit Actionbound. Für die Zusammenarbeit mit den Schulen wurde ein Spiralcurriculum entwickelt, in diesem Rahmen bietet die Stadtbibliothek drei Actionbound-Führungen an: Tablet-Rallyes "Tierforscher" (4. Klasse) und "Römer" für die 6. Klasse sowie eine Fake-News-Führung ab Klasse 8.

Beate Meinck, Stadtbibliothek Reutlingen und Eckart Wutschke, Leiter der Geschäftsstelle vom Verein Deutscher Ingenieure e.V. / Landesverband Thüringen, erläuterten die Hintergründe einer TechnoThek. Analog zum Erfurter Modell konnte eine Niederlassung in Reutlingen (ca. 116 000 Einwohner) errichtet und am 7. Februar 2019 eröffnet werden. Als gemeinsames Projekt der VDI Bezirksgruppe Alb-Neckar und der Stadtbibliothek entstand in der dortigen Kinder- und Jugendabteilung die TechnoThek, die  Kinder dabei unterstützt, ihre naturwissenschaftlich-technischen Fähigkeiten auszuprobieren.
Für Reutlingen hat die ekz.bibliotheksservice GmbH individuelle Möbel mit Werkstattcharakter entworfen. Es gibt hier eine Aktionsfläche zum Ausprobieren, offene Veranstaltungen und Fortbildungen für lokale Pädagogen, Technikkästen, auch zum Ausleihen sowie Bücher zum Thema.

Kathleen Paetznick von der Ernst-Abbe-Bücherei Jena (ca. 111 000 Einwohner) stellte ihre Praxiserfahrungen mit der Tablet-Rallye "Geheimauftrag des MI-6", die für die Zielgruppe der Klassen fünf bis sieben nach dem Motto "die ganze Welt in einem Haus" initiiert wurde, vor. Für die Geschichte wurden QR-Codes mit Links zu (nicht sichtbaren) Texten auf dem Blog bzw. der Homepage der Bibliothek verwendet. Alle Bereiche der Hauptbibliothek waren eingebunden und Ländern zugeordnet. Darin befand sich je ein Medium mit einem Hinweis für den Code zum Taschenschrank mit den Preisen. Die Schüler sind begeistert von dieser Möglichkeit, die Bibliothek zu erkunden.

Katrin Fügener und Sandy Schantz von der Stadtbücherei Penzberg (ca. 17 000 Einwohner) stellten die Geschichte der "Bienen" vor. Im Rahmen der Aktion "Stadtlesen" im Frühjahr 2018 konnten 700 Euro für die sechs Bee-Bots und Matten zum Abfahren bereitgestellt werden. Ergänzend leistete die BSB/Landesfachstelle Unterstützung. Bei wenig Platz, Personal und Schwierigkeiten, die Schule zu aktivieren, erwiesen sich die "Bienen" als Glücksbringer. Diese werden in Penzberg ab der Vorschule bis zur 4. Klasse eingesetzt und zunächst war es wichtig, die Matten mit passenden Inhalten zu füllen.
Die Kinder lernen mit den Bee-Bots spielerisch einfaches Programmieren sowie räumliches und strategisches Denken. Die Lehrer wurden durch eine Fortbildung gewonnen, das Interesse der Schule an der Bibliothek hat sich sichtlich gesteigert. So haben die Klassenführungen letztes Jahr von vorher 15 auf 80 Angebote zugenommen.

Detlev Hoffmeier von der Gemeindebücherei Grenzach-Wyhlen (ca. 15 000 Einwohner) entführte zuletzt mit seinen Trickfilmangeboten in magische Bildwelten. Er stellte die zwei Formate Trickfilmclub und Schülerbetreuung für den Ganztagsunterricht vor.
Im Trickfilmclub lernen die Kinder mit einer mobilen Trickboxx und Notebook, wie man Stop-Motion-Filme herstellt und digital bearbeitet. Bei der Schülerbetreuung wird pro Schulhalbjahr ein Kinderbuch behandelt und die Trickfilmanimation ist lediglich die Krönung. Durch Gesichtsanimation wird ein kinderliterarisches Selfie geschaffen.

Markt der Möglichkeiten, Worldcafé und Fazit

Daraufhin stellten sich die Initiativen Actionbound, Total Digital, www.riffreporter.de, Experito, Bayerische Hörbücherei sowie hochdrei in Zwei-Minuten-Beiträgen vor. Interessierte Bibliotheken konnten anschließend bei einem Markt der Möglichkeiten weitergehende Informationen einholen.

Beim World-Café am Nachmittag gingen die Teilnehmenden für je 20 Minuten nacheinander zu jeder der fünf Stationen, in denen die süddeutschen Best-Practice-Bibliotheken Rede und Antwort standen.
Abschließend übernahm die Moderatorin die Zusammenfassung der Ergebnisse mit kurzer Befragung der World-Café-Leiter/-innen.
Nach sechs Stunden voller Ideen und Anregungen gilt es jetzt, Projekte für die eigene Bibliothek anzupassen, in kleinen Schritten und vor Ort gemeinsam #einfachdigital anzufangen.

Der Videomitschnitt, Interviews und die Präsentationen stehen auf der Kampagnen-Website bereit.

Top