Für die Beantwortung einer Frage aus dem Landtag verschickten wir Ende Februar eine Mail mit der Bitte, einen kurzen Fragebogen zum Thema Corona in den kommunalen bayerischen Bibliotheken zu beantworten. Es wurden über 700 Bibliotheken angeschrieben, 340 haben uns geantwortet, was einer Rücklaufquote von 48 % entspricht. Die interessanten Erkenntnisse möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.
Die ersten Fragen befassten sich mit Click & Collect und dem Lieferservice, welche die Bibliotheken in den Jahren 2020 und 2021 angeboten haben. Die folgende Grafik zeigt deutlich, dass die Bibliotheken ihr Angebot im 2. Kalenderjahr der Pandemie ausgebaut haben. Von den 340 Bibliotheken, die geantwortet haben, haben 93,5 % mindestens einen der beiden Services eingerichtet.
Die Frage, mit wem die Bibliothek ihr Hygienekonzept abgestimmt hat, wurde recht homogen beantwortet. 87 % haben sich mit dem Träger abgesprochen, 11 % mit dem Träger und einer weiteren Institution wie Gesundheitsamt oder Landratsamt. Zwei Bibliotheken waren mit der Erstellung des Hygienekonzeptes auf sich alleine gestellt und jeweils eine Bibliothek erhielt Unterstützung von einer externen Firma und dem Katastrophenschutz. Besonderer Schutz für Risikogruppen wurde in fast 55 % der Bibliotheken angeboten. Darunter fallen Schutzmaßnahmen für Nutzer*innen wie Lieferdienste, die während der Öffnung weitergeführt wurden, die Terminvergabe außerhalb der regulären Öffnungszeit sowie Sicherheitsmaßnahmen für Mitarbeiter*innen. Häufig genannt wurde hier: Wechselschicht, Homeoffice (wo es möglich ist), teilweise Freistellung, individuelle Arbeitszeitregelungen, Trennwände in den Büros, Handschuhe und Desinfektion, FFP-2-Masken und die Reduzierung oder der gänzliche Verzicht von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Nahezu alle Träger (97 %) trafen in der Bibliothek Schutzmaßnahmen, die über das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung hinausgehen. Häufig genannt wurden hier Spuckschutz, Desinfektion, Wegeführung, Zugangsbeschränkung, Ausgabe von Schutzmasken (teils FFP-2) und Handschuhen sowie die Desinfektion und Quarantäne der Medien. Bei nur 10 % der Bibliotheken hatten die Maßnahmen Auswirkungen auf den laufenden Medienetat.
In fast 90 % der Bibliotheken sind Kolleg*innen nicht von Kurzarbeit oder der Aussicht darauf betroffen. 80 % haben darüber hinaus angegeben, dass Sie keine Etatkürzungen erwarten. Bei den anderen Bibliotheken schwankt der Wert stark.
Diese Pandemie hat gezeigt, dass Bibliotheken mit einem digitalen Angebot im Vorteil waren. Mehr als 70 % der Bibliotheken gaben an, die Nutzung der digitalen Dienste habe zugenommen. Der Durchschnitt bei der Zunahme dieser Angebote lag bei ca. 20 %, was sich auch mit den statistischen Daten für 2020 deckt. Durch die Digitalisierung des Angebots konnten in fast 55 % der Bibliotheken neue Kunden gewonnen werden. Über 80 Bibliotheken gaben an, dass sie während der Pandemie neue digitale Angebote aufgenommen haben. Darunter fallen sowohl Medienangebote wie Einstieg in die Onleihe, Brockhaus, Onilo, Polylino, PressReader und TigerBooks als auch digitale Veranstaltungsformate wie Vorlesestunden und Kamishibais, virtuelle Bilderbuchkinos, Online-Lesungen und Rechercheschulungen. Einzelne Bibliotheken haben sogar begonnen einen eigenen YouTube-Channel zu betreiben. Mehr als 35 % der Bibliotheken planen ihr digitales Angebot auch in Zukunft weiter auszubauen. Genannt wurden hier: Musik- und Filmstreaming, eLearning, Onleihe und digitale Nachschlagewerke. Häufiges Argument bei den Bibliotheken, die das Angebot nicht weiter ausweiten möchten, war, dass der Medienetat zu niedrig und die Zustimmung der Gremien wie Gemeinderat nicht vorhanden sind.
Nahezu drei Viertel der befragten Bibliotheken konnten positive Erfahrungen und Ideen aus dieser pandemischen Situation mitnehmen. Die häufigsten Antworten waren hier die Wahrnehmung der Bibliothek in der Öffentlichkeit und Politik, Zusammenhalt im Team, Flexibilität, Eigeninitiative, Aufrüstung von Technik, Vorantreiben der Digitalisierung, Online-Fortbildungen, Zeit für liegengebliebene Arbeiten und konzeptionelle Überlegungen sowie Wertschätzung und Anerkennung durch die Nutzer*innen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen teilgenommenen Bibliotheken!