Geförderte Lesungen im Rahmen des Landkreis-Kulturherbstes Würzburg mit Hilda Gardner

Für die Lesereihe "Stories aus Hildas Geschichtenkabinett" stellte das Landratsamt Würzburg die Finanzierung bereit.

Hilda Gardener in Aktion / © Corina Kölln

Hilda Gardener in Aktion / © Corina Kölln

Hilda Gardener und ihr Geschichtenbaum / © Corina Kölln

Hilda Gardener und ihr Geschichtenbaum / © Corina Kölln

Eine Zitterpartie war es schon, als die BSB/Landesfachstelle im Frühjahr 2022 gemeinsam mit der katholischen Büchereifachstelle KBF entschied, dank der Finanzierung durch das Landratsamt Würzburg im Rahmen des Landkreis-Kulturherbstes wieder Lesungen in Bibliotheken zu vermitteln. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln und ob die Situation im Herbst überhaupt Veranstaltungen zulassen würde.

So wurde ein*e Autor*in gesucht, die sich auf diese Unwägbarkeit einlassen würde. Mit Hilda Gardner war eine geduldige Darstellerin gefunden, die bereit war, mit allen Beteiligten gemeinsam abzuwarten. Die Zuversicht hat sich gelohnt. Tatsächlich konnte die Lesereihe „Stories aus Hildas Geschichtenkabinett“ unter dem Motto „Ganz Ohr sein“ vom 26. bis 30. September 2022 stattfinden. Acht Lesungen wurden von Bibliotheken gemeinsam mit Grundschulen und einem Kindergarten organisiert. Hinzu kamen drei weitere Lesungen, die die Büchereien selbst finanzierten.
Beteiligt waren die Bibliotheken in Höchberg, Randersacker, Güntersleben, Ochsenfurt, Bergtheim, Kleinrinderfeld, Rottendorf und Leinach.

Hilda Gardner ist Schauspielerin, Clownin, Theatermacherin, Sonderpädagogin, Singer-Songwriterin Geschichtenerfinderin und Storytellerin.  
Die gebürtige Oberpfälzerin lebte viele Jahre in London, wo sie Pantomime- und Körpertheater an der Desmond-Jones School of Mime & Physical Theatre studierte. Hilda tourte mit renommierten Theatergruppen durch England, Irland, Schottland, Kanada und die USA und begann eigene Geschichten und Theaterstücke zu schreiben. 2014 kehrte sie mit ihrem neu gegründeten Theater Button (theaterbutton.com) nach Bayern zurück. Seit 2015 entwickelt sie in dem literarisch-theatralen Werkraum Pomerei visuelles, englisch- und deutschsprachiges Erzähltheater für Bühnen, Schulen und Bibliotheken.

Kein Wunder, dass die Aufführungsorte einer Theaterbühne glichen, so viele Utensilien hatte die Künstlerin mitgebracht. An der Seite ragte ein weißer Baum mit Ästen in die Höhe, ein runder roter Teppich, ein weißer Stuhl mit rotem Polster und natürlich die Gitarre durften nicht fehlen.
Die Schauspielerin streifte durch die Stuhlreihen und fand sofort einen guten Draht zu den Kindern und Lehrer*innen. Bei der Vorstellung erzählte sie, dass sie als Geschichtenerfinderin ihre Ideen bei Begegnungen mit Kindern, Erwachsenen, Tieren, in der Natur, in Wolkenbildern, Geräuschen oder Wortfetzen finde. Sie erklärte auch, dass der weiße Baum ein Geschichtenbaum sei. Für jede Geschichte, die sie erzählte, sollte ein symbolhafter Gegenstand platziert werden. So hing dort als erstes ein Flügelkostüm, das für die Geschichte um die Fee Fiona stand, die ihre zu klein gewordenen Flügel gegen größere austauschen musste. Gleich zu Beginn zeigte Frau Gardner, dass sie nicht nur Geschichten präsentieren, sondern Kinder auch zu Bewegungen animieren kann und eine volltönende Singstimme hat. Sie ließ die Kinder in kreisenden kinesiologischen Acht-Bewegungen den Flügelschlag der Fee nachahmen: „Mitte, hoch, um die Wolke rum, zum Löwenzahn runter, wieder im Bogen zur Mitte“ usw. Und das erst links, dann rechts, dann mit beiden Händen.
Sehr gut zum Motto der Veranstaltungreihe „Ganz Ohr sein“ passte die Ohrengeschichte, die durch einen Telefonhörer symbolisiert wurde. Deutlich wurde: Man braucht den ganzen Körper, vor allem das Herz, um wirklich gut zu hören – nur die Ohren reichen dafür nicht aus.  
Anschließend begab sich die Autorin gemeinsam mit den Kindern auf eine Geschichtensafari. Mit einem goldenen Schlüssel wurde das Tor zur Fantasie aufgeschlossen und die Kinder durften von ihrem eigenen Geschichtenbaum Dinge pflücken und diese benennen. Daraus zauberte Frau Gardner spontan eine abenteuerliche Geschichte.
Riesengroße Schuhe am Baum verwiesen auf die nächste Story von Feline und Egon, die sich nicht leiden können. Der Song „Lauf doch mal im anderen Schuh“ brachte das Fazit der Geschichte auf den Punkt: einfach mal die Perspektive des anderen einnehmen.
Den Abschluss bildete eine schauspielerisch sehr gekonnte Darbietung von einem altem Maulwurf und einen verletzten Vögelchen, für das er einen Tunnel nach Afrika gräbt, untermalt von dem Song „Wahre Freunde warten immer“. Passend zur Story durften die kleinen Zuhörer*innen mit ihren Händen die Buddelbewegungen des Maulwurfs nachahmen, was ihnen große Freude bereitete.

Die Kinder wurden von Frau Gardner sanft durch die Lesung geleitet, mit einbezogen und waren während der gesamten Zeit aufmerksam, lachten und gaben Kommentare ab.
Hilda Gardner ist mit ihren selbst gefundenen Geschichten, ihrer fantasievollen Sprache, ihrem Schauspiel-Talent, ihren Liedeinlagen und ihren Bewegungsanimationen ein Multi-Talent. Dass sie obendrein noch viel von Pädagogik versteht, zeigte sie untergründig immer wieder, ohne dass es offenkundig wurde.

„The End“ – so markierte sie den Schlusspunkt einer wunderbaren knappen Stunde.

 

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