Martina Hefter hat mit dem Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ (Klett-Cotta) den 20. Deutschen Buchpreis gewonnen.
Die Begründung der Jury:
Die Protagonistin in Martina Hefters ‚Hey guten Morgen, wie geht es dir?‘ ist Mitte 50, führt ein prekäres Leben als Performance-Künstlerin in Leipzig und pflegt ihren MS-kranken Mann. In schlaflosen Nächten chattet sie mit einem nigerianischen Liebesschwindler, der es auf ihr Geld abgesehen hat. Es stellt sich die Frage, wer hier wen ausbeutet – und was passiert, wenn wider Erwarten die Grenzen zwischen digitalem Spiel und realer Zuneigung verschwimmen. Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung. Von all dem erzählt Martina Hefter in ihrem klug choreografierten Roman, der eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt.“
Martina Hefter, geboren 1965 in Pfronten/Allgäu, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Dort lebt sie seit 1997 als freischaffende Autorin und Performance-Künstlerin. In ihren Werken verbindet sie sprachliche mit tänzerischen Elementen. Ihr Stil bewegt sich zwischen Gedicht, szenischen Schreibformen und Roman. Viele ihrer Texte setzt sie auch zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern szenisch um. Sie publizierte drei Romane und – im kookbooks-Verlag Berlin – fünf Gedichtbände. Zuletzt erschien 2021 "In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen". Neben dem Deutschen Buchpreis hat sie im Laufe ihrer künstlerischen Schaffensphase noch andere Auszeichnungen erhalten, z.B. den Lyrikpreis München (2018) und den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2024).
Seit 20 Jahren gibt der Deutsche Buchpreis Orientierung, weckt Leselust und spiegelt aktuelle und aufkommende Themen und Trends. Damals wie heute fördert er die Buchbegeisterung und schafft Aufmerksamkeit für das Medium Buch. Die größte Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten bietet die Literatur selbst, die Perspektiven und Stimmen, die durch sie sichtbar werden. Die Stimmen, die uns in unserer Weltsicht bestätigen und diejenigen, die uns irritieren und nachdenklich stimmen. So inspiriert uns Literatur, über die Grenzen der eigenen Wahrnehmung hinauszublicken“
(Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)
Für die Auszeichnung waren außerdem nominiert:
- Maren Kames: Hasenprosa (Suhrkamp Verlag, März 2024)
- Clemens Meyer: Die Projektoren (S. Fischer Verlag, August 2024)
- Ronya Othmann: Vierundsiebzig (Rowohlt Verlag, März 2024)
- Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner (Verlag C.H.Beck, Juli 2024)
- Iris Wolff: Lichtungen (Klett-Cotta, Januar 2024)
Martina Hefter erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro. Der Gewinnertitel wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 196 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2023 und September 2024 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus hat die Jury sechs Titel für die Shortlist gewählt. Die Preisverleihung fand im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.
Mit dem Deutschen Buchpreis 2024 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.
Unter dem Hashtag #buchpreisbloggen stellen 20 Literaturbloggerinnen und – blogger die nominierten Titel 2024 vor. Die Rezensionen werden unter www.deutscherbuchpreis.de/news veröffentlicht und über die Social-Media-Kanäle des Deutschen Buchpreises geteilt.
Quellen und weitere Informationen:
www.perlentaucher.de/autor/martina-hefter.html
Martina Hefter bei Klett-Cotta
Wikipedia-Eintrag zu Martina Hefter