Was bedeutet „barrierefreie Webseite“?
Barrierefreiheit meint im deutschen Sprachgebrauch die Gestaltung der baulichen Umwelt, so dass diese von Personen mit Behinderung in derselben Weise genutzt werden kann, wie von Menschen ohne Behinderung. Im weiteren Sinn meint Barrierefreiheit auch, dass nicht nur Menschen mit Behinderung sondern beispielsweise auch ältere Menschen oder Personen mit Kleinkindern mit ihren speziellen Bedürfnissen berücksichtigt werden. Da Öffentliche Bibliotheken allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen sollen, spielt Barrierefreiheit hier eine wichtige Rolle.
Eine Webseite ist barrierefrei, wenn sich Einschränkungen beim Sehen, Hören, Bewegen oder beim Verarbeiten von Informationen nicht negativ darauf auswirken, wie man das Internet nutzt.
Warum sollte man sich die Mühe machen, seinen Internetauftritt barrierefrei zu gestalten?
Barrierefreie Webseiten sind notwendig, um die Inhalte für jede Nutzerin bzw. jeden Nutzer zugänglich zu machen. Denn jede Besucherin bzw. jeder Besucher sollte unabhängig von persönlichen oder technischen Barrieren die Inhalte auf einer Website lesen und verstehen können. Leichte und intuitive Bedienbarkeit hilft allen Kundinnen und Kunden. Einfache Texte sind für alle schneller erfassbar und besser verständlich. Mit hohen Kontrasten sind Texte leichter lesbar, zum Beispiel auch im Sonnenlicht auf einem Smartphone.
Eine Internetseite barrierefrei zu gestalten ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein wichtiger Service für einen großen Teil unserer Kundschaft. Viele Informationen und Dienstleistungen sind nur noch online zugänglich oder es erfordert viel Mühe, sie in anderer Form zu erhalten. Menschen mit Behinderung sind von der Teilhabe ausgeschlossen, wenn sie Informations- und Kommunikationsangebote nicht nutzen können.
Was für die einen eine Verbesserung ist, ist für andere eine Notwendigkeit, um das Internet überhaupt nutzen zu können. Als erstes denkt man bei barrierefreiem Internet an Menschen mit einer Sehbehinderung. Aber auch verschiedene motorische Einschränkungen erschweren die Nutzung von Onlineangeboten. So profitieren Nicht-Muttersprachlerinnen und -sprachler oder Menschen mit Konzentrationsschwächen beispielsweise von Texten in einfacher Sprache. Nicht zuletzt gilt es zu bedenken, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, die Zahl der eingeschränkten Nutzerinnen und Nutzer steigt.
Neben der Pflicht, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, sind dies viele gute Gründe, den eigenen Internetauftritt barrierefrei zu gestalten. Die gesetzliche Grundlage für die barrierefreie Gestaltung von Internetseiten ist die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0). Die Rechtsgrundlage der BITV 2.0 ist § 12d des Behindertengleichstellungsgesetz (BGG). Diese beiden setzen die Pflicht um, die Richtlinie (EU) 2016/2102 in nationales Recht umzusetzen.
Wie sieht eine barrierefreie Internetseite aus?
Es gibt viele Möglichkeiten der Optimierung, um einen Internetauftritt barrierefrei zu gestalten. Einige Beispiele werden folgend genannt, eine vollständige Aufzählung würde diesen Artikel sprengen.
- Die gute Lesbarkeit der Texte ist ein wichtiger Punkt für die Barrierefreiheit. Neben der Schriftgröße und Schriftart spielt auch der Kontrast eine wichtige Rolle.
- Der Kontrast zwischen Schriftfarbe und Hintergrund sollte möglichst deutlich sein, das erhöht auch die Lesbarkeit im hellen Sonnenlicht.
- Links und Schaltflächen sollten möglichst groß sein, auch hier sollte bei der Beschriftung auf einen ausreichenden Kontrast geachtet werden.
- Die gesamte Seite sollte responsiv sein, um sich bei der Nutzung an verschiedene Bildschirmgrößen automatisch anzupassen.
- Bilder sollten mit Alternativtexten versehen werden, in denen der Inhalt des Bildes kurz beschrieben wird.
- Alle Texte sollten in einfacher Sprache verfasst, wichtige Informationen zusätzlich in leichter Sprache angeboten werden.
Was ist der Unterschied zwischen leichter und einfacher Sprache?
Für leichte Sprache gibt es eine ganze Reihe fester Regeln, die erfüllt werden müssen. Satzbau, Grammatik aber auch die Gestaltung werden darin festgelegt. Der Text muss von einem entsprechenden Übersetzungsbüro geprüft werden, das dann auch das Zertifikat vergibt, mit dem ein Text als leichte Sprache bezeichnet werden darf.
Einfache Sprache hat kein festes Regelwerk, aber einige Grundsätze sollten die Texte erfüllen. Die Sätze sollten möglichst kurz sein, keine Schachtelsätze verwendet werden. Fremdwörter sollten vermieden oder, wenn das nicht möglich ist, erklärt werden. Synonyme, Metaphern oder Stilmittel wie Ironie oder Sarkasmus sollten nicht genutzt werden.
Einfache Sprache hilft einer Vielzahl an Menschen; auch Nicht-Muttersprachlerinnen und –sprachler oder Menschen mit Konzentrationsschwäche können Texte in einfacher Sprache besser verstehen. Ebenso ist sie für Analphabeten hilfreich, jeder siebte Erwachsene in Deutschland ist funktionaler Analphabet.
Wie kann man Barrierefreiheit im WebOPAC umsetzen?
Im Onlinekatalog einer Bibliothek befinden sich viele Inhalte, auf die die Bibliothek selbst keinen Einfluss hat, weil die Daten von externen Quellen eingespielt werden. Zum Beispiel die Mediendaten mit den Annotationen, die von der ekz.bibliotheksservice GmbH oder den Verlagen verfasst wurden.
Neben den Mediendaten beinhaltet der Onlinekatalog idealerweise aber auch Informationen zur Nutzung der Bibliothek, den digitalen Zusatzangeboten oder Hinweise zu Veranstaltungen etc. Das sind alles Texte, die von den Bibliotheken selbst in einfacher Sprache verfasst werden können.
Bei der Auswahl der Beschriftungen von Schaltflächen sollte auf die Verwendung von leicht verständlichen Bezeichnungen geachtet werden. Der Onlinekatalog wird nicht für Bibliothekarinnen und Bibliothekare eingerichtet, sondern für Nutzerinnen und Nutzer mit verschiedenstem Wissenshintergrund.
Im WebOPAC des Bibliotheksmanagementsystems WinBIAP von datronicsoft bestehen darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten, den Onlinekatalog barrierefrei zu gestalten.
Komponenten der Barrierefreiheit
So stellt datronicsoft den Kunden von WinBIAP Cloud zum Beispiel die Erklärung wie der Onlinekatalog funktioniert in leichter Sprache zur Verfügung. Die Bibliothek muss die entsprechende Seite in den Einstellungen nur aktivieren und die Position der Seite festlegen. Der Text wurde von datronicsoft bei einem Übersetzungsbüro in Auftrag gegeben und wird den Bibliotheken ohne zusätzliche Kosten zur Nutzung angeboten.
Außerdem ist es möglich, zusätzlich ein Video (Bild 1) einzubinden, in dem die Nutzung des Onlinekatalogs in Gebärdensprache erklärt wird, inklusive Untertitel. Auch dieses Video ließ datronicsoft produzieren und stellt es ohne Zusatzkosten zur Verfügung.
Der wohl wichtigste Punkt zur Barrierefreiheit ist das Tool „Eye-Able Assist“ (Bild 2). Die Darstellung des WebOPACs von WinBIAP ist über diese integrierte Assistenzsoftware an sehr viele verschiedene Bedürfnisse anpassbar. Hier kann man einen größeren Mouse-Cursor aktivieren, die Schriftart auf eine barrierefreie Schriftart ändern, alle Animationen ausblenden, sich die Webseite vorlesen lassen, die Schriftgröße und den Kontrastmodus oder die Farben für verschiedene Farbschwächen anpassen. Damit wird nicht nur die Lesbarkeit für verschiedenste Sehbehinderungen verbessert, auch Leserinnen und Lesern mit Legasthenie oder ADHS wird die Nutzung erleichtert. Die Lizenzkosten für die Software trägt datronicsoft, die Bibliotheken können das Tool in den Einstellungen einfach aktivieren.
Mit dem Wegweisersystem im Onlinekatalog (Bild 3) kann die Orientierung innerhalb der Bibliothek erleichtert werden. Die Gestaltung der Lagepläne kann die Bibliothek selbst bestimmen. Auch hier sollte auf den Kontrast geachtet werden, Beschriftungen sollten eindeutig und leicht verständlich sein.
Mit diesen Möglichkeiten können Bibliotheken ihren Onlinekatalog mit wenig Aufwand barriereärmer gestalten. Womit vielen Kundinnen und Kunden die Nutzung erleichtert wird. Hilfreiche Seiten und Tools werden aber nur gefunden und genutzt, wenn man auch auf sie aufmerksam macht. Im Onlinekatalog der Stadtbücherei Würzburg haben wir deswegen einen eigenen Reiter „Barrierefreiheit“ eingerichtet, unter dem man neben den bereits genannten Punkten auch die Erklärung unserer Bibliothek in einfacher Sprache findet.
In anderen Bibliothekssystemen stehen viele dieser Möglichkeiten nicht zur Verfügung. Unabhängig davon gibt es genügend Punkte, mit denen der Onlinekatalog barrierearm optimiert werden kann. Hilfreich ist dabei der Blick von betroffenen Personen. Häufig können Dienststellen der Stadt entsprechende Kontakte herstellen, vielleicht kennt auch jemand vom Mitarbeiterteam jemanden, der mit dem Blick von außen Anstöße geben kann. Wir kennen es alle, man selbst sieht die eigene Seite nicht mehr mit allen Details.
Sicher ist, viele Nutzerinnen und Nutzer werden davon profitieren, wenn die Webseite barrierefrei gestaltet wird.
Weitere Informationen:
Barrierefreiheits-Software von Eye-Able