Die Ergebnisse des Vorlesemonitors wurden am 11. Oktober 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin von Prof. Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung Stiftung Lesen, präsentiert.
Die zentralen Erkenntnisse des Vorlesemonitors 2023:
Es besteht massiver Handlungsbedarf, da mehr als ein Drittel der Eltern ihren Kindern nur selten oder gar nicht vorliest. Durch Buchgeschenke sowie Ausleihmöglichkeiten ist die Chance jedoch höher, dass Kindern in Familien vorgelesen wird. Außerdem kann Vorlesen „vererbt“ werden: Kinder, die heute Vorlesen erleben, geben diese Erfahrungen morgen selbst aktiv weiter.
Vorlesen fördern durch Präsenz von Vorlesemedien in den Familien
Der Vorlesemonitor hat auch in diesem Jahr Faktoren untersucht, die Vorlesen begünstigen können. Ein zentrales Ergebnis: Neben den Eltern selbst können auch Impulse von außen einen Unterschied machen. Durch Buchgeschenke von verschiedenen Seiten halten Bücher Einzug in Familien und machen es wahrscheinlicher, dass dort regelmäßiger vorgelesen wird. Dabei ist es egal, ob die Buchgeschenke innerhalb der Familie oder durch Arbeitgeber, ärztlichen Praxen oder beim Einkauf verteilt werden. Genauso können Ausleihmöglichkeiten in Schule und Kita das Lesen anregen – hier gibt es noch viel ungenutztes Potential.
Vorlesen fördern durch Stärkung der Kinder
Auch zeigt die Erhebung in diesem Jahr, dass Kinder oft selbst das Vorlesen einfordern, vor allem in Familien, in denen Eltern noch selten vorlesen und entsprechende Rituale fehlen. Das fordert vor allem diejenigen, die Kinder außerhalb der Familien betreuen und begleiten. Denn sie können Vorlesen erlebbar machen und Kinder ermutigen, das Vorlesen auch zu Hause einzufordern. Auch alle, die direkten Kontakt zu Eltern haben, können dazu animieren und Hilfestellungen geben.
Hilfreich sind Vorleseanlässe und Vorleseevents in (Grund-) Schulen, in Bibliotheken und an vielen weiteren Orten. Zu nennen sind Aktionstage wie der Bundesweite Vorlesetag oder die regelmäßigen Aktivitäten vieler freiwilliger Vorlesender. Vorlesen wird zum Erlebnis und die Kinder werden diese positiven Erfahrungen mit in ihre Familien nehmen. Kinder, die das erleben, können zum Vorlesen in ihren Familien „anstiften“.
Vorlesen fördern in die nächste Generation hinein
„Vorlesen ist über Generationen hinweg bedeutsam und verbindet die Lebenswelten von Eltern, Kindern und perspektivisch deren Kindern – häufig, auch wenn Eltern eine formal geringe Bildung haben. Kindern, denen heute vorgelesen wird, sind die Vorlesenden von morgen! So prägt das Vorlesen nicht nur Individuen, sondern auch die Gesellschaft – heute und in Zukunft!” fasst Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, ein weiteres zentrales Ergebnis des Vorlesemonitors 2023 zusammen.
Über den Vorlesemonitor
Seit 2007 flankiert der Vorlesemonitor als etablierte Bildungsstudie den "Bundesweiten Vorlesetag" aus Forschungssicht. Seit dem Jahr 2022 läuft die Bildungsstudie unter dem Namen Vorlesemonitor und neuem Studiendesign: Ein jährlich vergleichbarer Fragenkatalog ermöglicht die Beobachtung von (Vor-)Leseverhalten bei Kindern im Alter von ein bis acht Jahren. Durch die Befragung von über 800 Eltern gibt der Vorlesemonitor Aufschluss über die Vorlesepraxis in Familien, zieht Rückschlüsse im Vergleich zu den letzten Jahren und analysiert Vorlesebiografien und Risikofaktoren, sowie den Einfluss der Verfügbarkeit von Vorlesestoff – sowohl in Bezug auf analoge als auch digitale Angebote.
Die Ergebnisse des Vorlesemonitors sowie der letztjährigen Studien finden Sie unter: www.stiftunglesen.de/vorlesemonitor
Über den Bundesweiten Vorlesetag
Bereits seit 2004 ist der Bundesweite Vorlesetag auf gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung hin Deutschlands größtes Vorlesefest und ein öffentliches Zeichen, um alljährlich am dritten Freitag im November Kinder und Erwachsene für die Bedeutung des Vorlesens zu begeistern. Der diesjährige 20. Bundesweite Vorlesetag am 17. November steht unter dem Motto „Vorlesen verbindet“ – ob in der Familie, der Schule oder der Kita, zwischen Generationen, verschiedenen Herkunftsländern und Kulturen: Verbindungen stärken Kinder, fördern den Austausch und überwinden Grenzen – sie schaffen Zusammenhalt und sind so vielfältig wie die Aktionen rund um den Bundesweiten Vorlesetag.
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