Einführung

Leseförderung

Ein sehr wichtiger Bereich der Bibliothekspädagogik ist die Leseförderung, die auch bisher schon von den allermeisten Bibliotheken als Kernaufgabe gesehen wird. Als Leseförderung bezeichnet man alle Maßnahmen, die für Kinder oder Jugendliche konzipiert sind und der Förderung von Lesefertigkeit und im weiteren Sinne von Medienkompetenz dienen.
Leseförderung soll Freude am Lesen wecken, die Lesekompetenz verbessern, zum regelmäßigen Lesen motivieren und das Interesse an Büchern und Literatur stärken.

Es gibt etliche Methoden, Konzepte und Initiativen zur Leseförderung. Letztlich ist der Spagat zu schaffen, Freude am Lesen zu wecken, die sich freilich meist erst durch eine gewisse, durch Einübung verfestigte Lesefertigkeit einstellt. Bibliotheken können vor allem den Spaßfaktor des Lesens betonen und sind damit gegenüber der Schule, wo die Lesefähigkeit der Kinder und Jugendlichen nicht ohne Anstrengung erarbeitet werden muss, im Vorteil.

Die meisten Leseförderungsmaßnahmen der Bibliotheken sind auch ein wichtiger Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Über solche Aktionen wird gerne berichtet, weil Leseförderung ein gesellschaftspolitisch anerkannter Auftrag der Bibliothek ist. Schließlich ist Lesefähigkeit eine Schlüsselkompetenz, die Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe erst ermöglicht.

Geschlechtersensible Leseförderung für Mädchen und Jungen

Bei der PISA-Studie 2009 stand wie schon im Jahr 2000 die Lesekompetenz im Fokus. Dabei lagen Jungen beim Lesen gegenüber den Mädchen sogar noch weiter zurück als im ersten Durchgang, in etwa ein ganzes Schuljahr! Der Anteil der Jungs, die auf höchstem Leistungsniveau lesen konnten, war um fast die Hälfte von 7 auf 4 Prozent gesunken.
Gleichzeitig haben viele Bibliotheken festgestellt, dass die Nutzung bei Jungen nachgelassen hat.
Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sollten bei der Leseförderung Jungen in den Fokus rücken und deren Lesemotivation gesteigert werden. Allerdings geht es nicht darum, bestehende Geschlechterstereotypen wie „Jungen spielen gerne Fußball und interessieren sich für Technik, Mädchen hingegen lieben Pferde“ zu zementieren.
Schließlich zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass geschlechtsbezogene Vorurteile die Bildungsergebnisse und sogar die Berufsentscheidung von Mädchen und Jungen beeinflussen können. Auch wenn tendenziell Jungen eher kurze Sachtexte und Mädchen lieber gefühlvolle Erzählungen lesen, ist es wichtig, bei beiden jeweils individuell hinzuhören, was jeden Einzelnen interessiert, und deren Vorlieben zuzulassen.
Neben der besonderen Leseförderung für Jungen bleibt unbestritten auch die Mädchenleseförderung bedeutsam, gerade um deren Neigung für frauenuntypische Themen und Berufe zu erkennen.
Jede Bibliothek sollte daher individuell entscheiden, in welcher Form sie Jungen und Mädchen gezielt oder auch getrennt fördern kann, ohne dass dies als ausgrenzend wahrgenommen wird. Es geht hier weder um das Beibehalten von überkommenen Rollenvorstellungen noch um Gleichsetzung.

Bibliothekspädagogik

Immer stärker entwickeln sich Bibliotheken zu Lernorten – sowohl in der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie Kindergärten und Schulen, als auch als Teil des lebenslangen Lernens. In diesem Zuge entstehen immer wieder neue und vielfältige Aufgabenfelder für die Bibliotheken, wie etwa Sprachförderung oder Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz. Deshalb steigt auch der Bedarf an bibliothekspädagogischen Kenntnissen und Fähigkeiten.

Die Bibliothekspädagogik umfasst alle Bildungs- und Vermittlungsaktivitäten von Bibliotheken, die auf einer pädagogisch-didaktischen Grundlage beruhen. Sie berührt fast alle Arbeitsbereiche einer Bibliothek und reicht von einer lernfördernden Umgebung bis zur methodischen Gestaltung von Veranstaltungen. Die bibliothekspädagogische Arbeit kann auf alle Zielgruppen der Bibliothek ausgerichtet sein, zum Beispiel Kindergartenkinder, Schülerinnen und Schüler, Erwachsene, Familien, Ältere, Migranten oder Multiplikatoren wie Lehrerinnen und Lehrer.

Frühförderung und Literacy

Bereits im Baby- bzw. Kleinkindalter werden Weichen gestellt, wie kompetent man später mit Sprache und Schrift umgehen kann (Literacy). Es ist in dieser Zeit entscheidend, einem Kind möglichst viel zu erzählen, vorzulesen, gemeinsam etwas zu betrachten und über Erfahrenes zu sprechen. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, dass diese wichtige Aufgabe das Elternhaus übernimmt oder z.B. bei Migrantenkindern leisten kann. Deshalb hat die Bibliothek die Aufgabe, Eltern für das Vorlesen und den frühkindlichen Umgang mit Sprache und (Bilder-)Büchern zu sensibilisieren und zu unterstützen.

Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen

Maßnahmen zur Leseförderung greifen vor allem dann, wenn verschiedene Partner wie Eltern, Kindergarten und Schule, Bibliotheken, Buchhandlungen und Verlage und nicht zuletzt die Politik kooperieren, sich ergänzen und aufeinander aufbauen. Konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem Kindergarten oder der Schule finden Sie in der Rubrik Bibliothek, Schule, Bildungspartner.

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