Vorlesen
Grundsätzliches
Die Stiftung Lesen weist darauf hin, dass ein Drittel der Eltern den Kindern zu selten vorliest. Jeder fünfte Junge und jedes siebte Mädchen hat mit 15 Jahren Probleme beim Lesen und Schreiben. Und mehr als sieben Millionen Erwachsene sind funktionale Analphabeten, darunter auch viele Eltern.
Die spätere Fähigkeit zum Lernen setzt Lesefertigkeit voraus. Deswegen ist es besonders wichtig, Kindern schon von klein auf vorzulesen, weil dies die Basis für die Leseentwicklung legt und die Kinder darüber hinaus soziale und emotionale Stärkung erfahren.
Die Vorlesestudie 2020 nahm erstmalig Eltern im Fokus, die ihren Kindern selten oder nie vorlesen.
Vorlesen bringt viel Nutzen und benötigt wenig Ausstattung. Regelmäßiges Vorlesen für Kinder hat sich in der bibliothekarischen Arbeit bewährt und führt langfristig zu guten Erfolgen. Vorlesen ist die wohl kostengünstigste und technisch am wenigsten aufwändige Veranstaltungsmöglichkeit, die von fast allen Büchereien wahrgenommen werden kann. Kinder als Hauptzielgruppe sind meist gut zu erreichen und in vielen Bibliotheken am stärksten vertreten. Vorleseaktionen richten sich deswegen überwiegend an Kinder im Vor- und Grundschulalter, werden manchmal auch - mit einer besonderen Konzeption - für Erwachsene angeboten.
Voraussetzungen
Auch wenn es sich um ein einfaches Veranstaltungsformat handelt, erfordern Vorlesestunden/ -aktionen trotzdem eine gründliche Vorbereitung:
- regelmäßiger Turnus
- sorgfältige Auswahl der Geschichten
- inhaltliche Vorbereitung
- geeigneter Bereich zum Vorlesen
- Anpassung von Zeit und Dauer an das Alter der Zielgruppe
- aktive Einbeziehung der Kinder beim Vorlesen
Dies sind die wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen von Vorlesestunden.
Auch die Interaktion beim Vorlesen kann die Motivation ganz erheblich steigern.
Überregionale Initiativen
Balsam für die Seele - Futter für den Kopf
Vorlesen in öffentlichen Bibliotheken
von Rainer Rudloff
in BFB 3/2012, S. 205ff. (PDF)
Sonstiges
So spielen in der Jungen-Leseförderung männliche (Lese-)Vorbilder eine wichtige Rolle, weshalb sich z.B. Vertreter typisch männlicher Berufe (Baggerfahrer, Müllabfuhr, Polizei) besonders als Vorleser eignen.
Beim generationsübergreifenden Vorlesen lesen Seniorinnen und Senioren für Kinder und Jugendliche vor oder umgekehrt.
Derzeit im Aufbau begriffen ist das MINT-Vorlesen. Dabei geht es darum, beim Vorlesen und Lesen auch MINT (Unterrichtsfächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu lernen. In einer Liste mit Medientipps, einem Projekt der Deutschen Telekom Stiftung und der Stiftung Lesen, finden Sie über 140 Bücher, Apps und Spiele rund ums Thema MINT und Vorlesen sowie Aktionstipps, die im Anschluss an eine Vorlesestunde durchgeführt werden können.
Die Stiftung Lesen gibt weitere Informationen zum Thema MINT.
Im Rahmen von Vorlesestunden können auch Kamishibais oder Bilderbuchkinos eingesetzt werden. Bei ersteren handelt es sich um eine analoge Form der Geschichtenvermittlung, bei letzteren um eine digitale Variante.
Anschließendes Malen, Basteln, Spielen erhöhen zudem den Spaßfaktor und erzeugen bei den Kindern eine positive Erinnerung an die Beschäftigung mit Büchern.