Bestandspflege

Bestandspflege ist eine unverzichtbare Aufgabe, wenn Sie Ihre Bibliothek attraktiv und leistungsfähig erhalten möchten. Öffentliche Bibliotheken können nicht zu jedem Thema lückenlos Medien bereithalten, sondern sollen eine gute, aktuelle und repräsentative Auswahl präsentieren.

Analyse des Bestandes

Die Richtzahl aus Fachliteratur und Praxis geht von einer Erneuerungsquote von 10 % bis 15 % des Medienbestandes aus. Das heißt, pro Jahr werden ca. 10 % des bestehenden Bestandes ausgesondert. Genauso viele oder mehr Medien sollten jedoch neu eingearbeitet werden. Sollte Ihr Medienetat sehr knapp bemessen sein, so können Sie mit folgender Formel arbeiten:

„Zahl der Neuanschaffungen = Zahl der gelöschten Titel“

So wächst Ihr Medienbestand zahlenmäßig zwar nicht, bleibt aber aktuell und übersichtlich.

Vor der Bestandspflege sollten folgende Daten ermittelt werden. Einige dieser Daten liegen sicherlich bereits vor, da sie zu den Kerndaten des Berichtswesens (Statistik, Jahresbericht für den Bibliotheksträger, Budgetbericht für Stadtrat und Ausschuss) zählen:

  • Gesamtbestand (Zahl der Medien insgesamt)
  • Anteil der einzelnen Medientypen am Gesamtbestand
  • Zahl der Gesamtentleihungen pro Jahr
  • Anteil der einzelnen Medientypen an den Entleihungen
  • Durchschnittsalter des Gesamtbestandes
  • Durchschnittsalter der einzelnen Medientypen

Ziel dieser Daten ist, den Bestand in seiner Gesamtheit und im Detail besser kennen zu lernen. Erst nach dieser durch Daten untermauerten Analyse kann eine Betrachtung am Regal erfolgen.

Eine Sichtung der Medien sollte systematisch und in vorher festgelegten zeitlichen Intervallen erfolgen. So ist gewährleistet, dass man ein repräsentatives Bild des Bestandes und seiner Nutzung erhält.

Formale Kriterien

Der Zugang zu einem Bibliotheksprogramm hilft bei der ersten Sichtung des Bestandes. Anhand von Listen, die die Ausleihfrequenz nachweisen, wird am Schreibtisch eine Vorauswahl getroffen. Mit diesen sog. „Nuller-Listen“ können die „Ladenhüter“ gezielt herausgesucht werden. Entscheidend ist die Ausleihfrequenz des aktuellen Jahres und der drei Jahre zuvor. Sollte das Medium in den vergangenen drei Jahren gar nicht ausgeliehen worden sein, so sollte es aus dem Bestand entfernt werden. Neben der Ausleihfrequenz ist zu berücksichtigen, dass auch Medien, die nicht häufig entliehen werden, ihre "Daseinsberechtigung" im Medienbestand haben. Es handelt sich dabei um Titel, die dem "Grundbestand" zugeordnet werden. Anschließend wird besonders auf den äußerlichen Zustand, mangelnde Aktualität und Attraktivität des Titels geachtet.

Die Kriterien, nach denen der äußerliche Zustand des Mediums beurteilt wird:

  • Buchdeckel oder Seiten lose, bzw. Seiten fehlen
  • verschmutzter / kaputter Einband
  • veraltetes Cover
  • unangenehmer Geruch
  • vergilbte, eingerissene Seiten
  • Non-Book-Medium zerkratzt, nicht mehr abspielbar

Materialien

Praxistipp - Makulation (PDF)

Inhaltliche Kriterien

Zur inhaltlichen Prüfung eines Mediums können folgende Kriterien herangezogen werden:

  • Angaben veraltet
  • Aufmachung und Vermittlung von Informationen nicht mehr zeitgemäß
  • Qualität der Grafik nicht mehr zeitgemäß
  • Thema wird nicht mehr nachgefragt
  • zum Thema sind aktuellere Titel im Bestand verfügbar

Alles, was inhaltlich veraltet beziehungsweise fachlich überholt ist, sollte unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild ausgeschieden werden. Insbesondere gilt dies für Sachliteratur mit Ausnahme von heimatkundlicher Literatur. Dies gilt insbesondere für Sachgruppen wie z.B. EDV, Berufs-, Gesundheits- und Rechtsratgeber sowie Reiseführer, die meist schon nach 3 bis 5 Jahren veraltet sind.

 

Literaturnachweis:
Skript von Christine Förster-Grüber: "Loslassen lernen" - Bestandspflege in öffentlichen Bibliotheken, Workshop am 30. Juni 2017

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