Medienauswahl

Darunter versteht man die planmäßige und fortlaufende Erweiterung und Ergänzung des Angebotes an Büchern und aller anderen Medien in der Bibliothek. Die Auswahl sollte sich an einer im Vorfeld festgelegten Zielvorstellung, an der Bestandsgröße, dem Etat und konkreten Kundenwünschen orientieren.

Bestandsgröße

Die Kennzahl Bestandsgröße wird in Relation zur Einwohnerzahl ermittelt, dabei gelten 2 Medieneinheiten pro Einwohner als allgemein gültiger Richtwert. Zu beachten ist dabei, dass es sich um einen aktuellen Medienbestand handeln sollte.

Voraussetzungen für einen zeitgemäßen Bestand

In den letzten Jahren hat es eine deutliche Verschiebung des Medienmarktes hin zu digitalen Angeboten gegeben. Für Bibliotheken bedeutet diese Entwicklung, dass auch sie auf ein geändertes Nutzungsverhalten reagieren müssen und ihren Anteil an Non-Book-Medien und digitalen Angeboten weiter ausbauen sollten. Ein Anteil von mindestens 20 % und mehr im Non-Book- und digitalen Bereich wird empfohlen. Dieser Wert wird vermutlich in den nächsten Jahren noch weiter ansteigen. Daraus ergibt sich auch, dass die Bibliothek einen regelmäßigen und ausreichenden Etat benötigt, um einen attraktiven und aktuellen Bestand aufbauen zu können. Derzeit liegt die fachliche Empfehlung bei mindestens 1,25 Euro pro Einwohner.

Kriterien zur Auswahl der Medien sind Aktualität und Nachfrage. Eine Bestandskalkulation liefert Antworten zur Nutzung. Weitere Aspekte, die bei der Medienauswahl eine Rolle spielen können, sind: Preis-Leistungsverhältnis, Einbandart bei Büchern, Aufmachung der Non-Books, Qualität (Auswahl nach ethischen und ästhetischen Normen, Behandlung des Themas, Stil, Verständlichkeit, Illustrationen), Ausgewogenheit von Themen und Medien, Benutzerkreis und Zielgruppe. Auch das Thema Diversität hat in letzter Zeit an Aktualität gewonnen und sollte sich konkret im Bestand spiegeln. Und das am besten von Anfang an. Grundsätzliche Überlegungen dazu finden sich in dieser Meldung der Landesfachstelle.

Auswahlhilfen

Das Angebot an Medien ist kaum zu überblicken. Umso wichtiger sind Auswahlhilfen, die den Blick auf bibliotheksrelevante Neuerscheinungen lenken und Entscheidungskriterien bieten. Dazu gehören:

  • Die Auswahlhilfe Bibtipp, die von der ekz Bibliotheksservice GmbH herausgegeben und von der BSB/Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken in Bayern in kommunaler Trägerschaft kostenlos zur Verfügung gestellt wird, quasi als eine Art Förderung des Bestandsaufbaus
  • Besprechungen und Medientipps auf der Website ÖBiB
  • Weitere Besprechungsdienste der ekz wie die Auswahlausgabe des Informationsdienstes (ID), der ID 3000, der ID 1000, Besprechungen und Annotationen (BA), die Medieninfos zu Tonträgern, Videos, CD-ROMs und DVDs
  • Rezensionen der Presse und literarischer Organisationen in Zeitschriften
  • Im Internet Medienpreise und sonstige Auszeichnungen
  • Verlagsprospekte und Händlerkataloge
  • Eine Auswahl der wichtigen Neuerscheinungen bieten die halbjährlich stattfindenden Buch- und Medieninformationstage der BSB/Landesfachstelle

Umgang mit umstrittenen Werken

Bei der Medienauswahl stellt sich Bibliotheksleitungen oder den für Bestandsaufbau zuständigen Kolleginnen und Kollegen immer wieder die Frage, wie mit umstrittenen Werken umzugehen ist. Dies sind Bücher und Medien, deren Inhalt kontroverse gesellschaftliche oder politische Debatten auslösen oder in juristischer sowie ethischer Hinsicht problematisch sein können. Die aktuelle bibliothekspolitische Diskussion darüber zeigt, wie schwierig der Umgang damit ist. Ein Positionspapier der Landesfachstelle erläutert, was bei Entscheidungen über Anschaffung oder Nichtanschaffung beachtet werden sollte, weitere Hinweise dazu finden Sie auch in der Rubrik Recht. Darüber hinaus kann Bestandsaufbau den Jugendschutz betreffen kann und es gibt dafür unterschiedliche Rechtsgrundlagen und Instrumente.

Ausführlich mit  diesem Themenkomplex befasste sich Kirstin Grantz in ihrer Bachelorarbeit "Sachbücher des politisch rechten Randes in Öffentlichen Bibliotheken : Handlungsempfehlungen zum Umgang mit umstrittenen Werken", die sie beim virtuellen Bibliothekartag 2020 '#vBIB20' vorstellte. Ebenfalls im Rahmen des '#vBIB20' fand eine virtuelle Diskussion statt, die "vom schwierigen Umgang mit "Literatur an den Rändern"  handelte und aufzeigte, dass theoretische Handlungsempfehlungen zwar im Prinzip unumstritten sind, sich in der praktischen Umsetzung aber häufig schwierig gestalten.

Deutsche und Internationale Medienpreise

Nobelpreis für Literatur

Die Verleihung des Nobelpreises geht zurück auf eine testamentarische Verfügung des schwedischen Wissenschaftlers Alfred Nobel (1833 – 1896), wonach jedes Jahr Personen ausgezeichnet werden sollen, die mit ihrer Arbeit den „größten Nutzen“ für die Menschheit gebracht haben. Der jeweilige Preisträger bzw. die Preisträgerin wird von der Schwedischen Akademie bestimmt. Der Nobelpreis für Literatur ist mit ca. 775.000 € dotiert. Die feierliche Preisverleihung findet jeweils am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, in Stockholm statt.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, einer der weltweit anerkanntesten Kulturpreise, wird seit 1950 verliehen. Stifter ist der in Frankfurt am Main ansässige Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V.. Ein unabhängiger Stiftungsrat ermittelt die Preisträgerinnen und Preisträger – Persönlichkeiten aus Literatur, Wissenschaft, Kunst und Politik, die sich in herausragender Weise um die Verwirklichung des Friedensgedankens verdient gemacht haben. Der Preis ist mit 25.000 € dotiert und wird während der Frankfurter Buchmesse bei einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche überreicht.

 

Georg-Büchner-Preis

Von 1923 bis 1950 (mit Unterbrechung von 1933 – 1944) wurden neben Dichterinnen und Dichtern auch Künstlerinnen und Künstler, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Sängerinnen und Sänger prämiert. Im Jahr 1951 wurde die Auszeichnung in einen reinen Literaturpreis umgewandelt. Laut Satzung „können Schriftstellerinnen und Schriftsteller oder Dichterinnen und Dichter vorgeschlagen werden, die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben.“ Die Jury besteht aus dem Präsidium der in Darmstadt ansässigen Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der Büchner-Preis ist der renommierteste und höchstdotierte (50.000 €), jährlich vergebene Literaturpreis für deutschsprachige Autorinnen und Autoren.

Preis der Leipziger Buchmesse

Der „Preis der Leipziger Buchmesse“, Nachfolger des „Deutschen Bücherpreises“, wird seit 2005 von der Leipziger Buchmesse in Partnerschaft mit dem Literarischen Colloquium Berlin und mit der Unterstützung des Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig vergeben. Prämiert werden herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Essayistik sowie Übersetzung. Die öffentliche Verleihung des in jeder Sparte mit 20.000 € dotierten Preises findet jährlich im März während der Leipziger Buchmesse statt.

Deutscher Buchpreis

Seit 2005 zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V. den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Partner ist neben der Frankfurter Buchmesse die Deutsche Bank Stiftung. Die Autorin bzw. der Autor des Siegertitels erhält 25.000 €, die fünf anderen Finalisten bekommen je 2.500 €. Anders als beim Preis der Leipziger Buchmesse werden neben der Hauptpreisträgerin bzw. dem Hauptpreisträger fünf weitere Romane als Finalisten in besonderer Weise hervorgehoben. Ziel des Preises, der jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, ist es, für deutschsprachige Autorinnen und Autoren, für das Lesen und das Leitmedium Buch auch international Aufmerksamkeit zu schaffen. Eine elfköpfige Jury ermittelt die Preisträgerin bzw. den Preisträger in mehreren Auswahlverfahren.

Ingeborg-Bachmann-Preis

Im Rahmen der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ wird jedes Jahr im Juni einer der wichtigsten und bekanntesten Preise der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur verliehen.  Die Jurymitglieder laden meist junge Autorinnen und Autoren, die aus ihren noch unveröffentlichten Texten vorlesen. Der Preis wird von der Stadt Klagenfurt, wo Ingeborg Bachmann geboren ist, gestiftet und ist mit 25.000 € dotiert.

Bayerischer Literaturpreis

Im Jahr 1982 hat der Freistaat Bayern seinen „Bayerischen Literaturpreis“ geschaffen, der nunmehr alle zwei Jahre als „Jean-Paul-Preis“ zur Würdigung des literarischen Gesamtwerkes einer deutschsprachigen Schriftstellerin bzw. eines deutschsprachigen Schriftstellers verliehen wird. Die Preisvergabe, verbunden mit einer Preissumme von 15.000 €, erfolgt vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Daneben wird alljährlich der mit 5.000 € dotierte „Staatliche Förderpreis für Literatur“ an begabte Nachwuchsautorinnen und -autoren verliehen, die nicht älter als 40 Jahre sind und in Bayern wohnen.

Bayerischer Buchpreis

Der Preis (unter einer anderen Konzeption früher CORINE - 2001 bis 2011) wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V., Landesverband Bayern, veranstaltet und seit 2014 jährlich vergeben. Prämiert werden innerhalb des vergangenen Jahres neu erschienene deutschsprachige Bücher in den Kategorien Belletristik und Sachbuch. Zudem würdigt der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten das Lebenswerk einer namhaften Schriftstellerin bzw. eines namhaften Schriftstellers. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 10.000 € und einem Löwen der Porzellanmanufaktur Nymphenburg verbunden. Nominierte, aber nicht ausgezeichnete Autorinnen und Autoren erhalten jeweils 2.000 €. Gefördert wird der Bayerische Buchpreis vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Medienpartner sind der Bayerische Rundfunk und die Wochenzeitung Die ZEIT, Förderer ist das PS-Sparen der bayerischen Sparkassen.

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